Washington - Der afghanische Präsident Hamid Karzai hat die USA zu einer Einschränkung der Militäreinsätze in seinem Land aufgefordert. Vor allem die nächtlichen Kommandoeinsätze und Hausdurchsuchungen müssten aufhören, sagte Karzai in einem am Wochenende veröffentlichten Interview der "Washington Post". "Die Zeit ist gekommen, die Militäroperationen zu begrenzen." Die Eingriffe in den Alltag der Bevölkerung müssten weniger werden. Falls diese Einsätze in der Nacht nötig seien, dann müssten sie von den afghanischen Sicherheitskräften und nach den afghanischen Gesetzen durchgeführt werden.

Karzai wollte seine Forderung nicht als Kritik verstanden wissen, dennoch steht sie im Gegensatz zur Strategie des US-Militärs in Afghanistan. US-Oberbefehlshaber David Petraeus hatte die nächtlichen Einsätze zur Gefangennahme oder zum Töten von Rebellen zu einem zentralen Teil im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban erklärt. Bei diesen Kommandoeinsätzen wurden der Zeitung zufolge allein in den vergangenen drei Monaten 368 Aufständische gefangen genommen oder getötet.

In der kommenden Woche berät die Nato in Lissabon über die Lage in Afghanistan. Auch in den USA stellt die Regierung in Kürze die Weichen für die weitere Afghanistan-Strategie. Es wird aber erwartet, dass Präsident Barack Obama an seinen Plänen festhält, von Mitte 2011 an die Truppen schrittweise abzuziehen. (APA)