Levi - Benjamin Raich - ausgeschieden. Reinfried Herbst und Marcel Hirscher detto. Mario Matt nach schwerem Fehler nicht für das Finale der besten 30 qualifiziert. Für Österreichs Slalom-Elite sah es schon nach dem ersten Durchgang in Levi, Finnland, gar nicht gut aus. Dabei hatte mit Christian Höflehner ein ÖSV-Trainer den Kurs wunschgemäß sehr schnell gesetzt. "Der Saisonstart ist in die Hose gegangen, keine Frage" , sagte Österreichs neuer Herrenchef Matthias Berthold nach dem überhaupt ersten Herren-Rennen. Der Riesentorlauf in Sölden musste nach dem ersten Durchgang abgesagt werden.
Manfred Pranger konnte als Einziger seine Normalform abrufen. In der Entscheidung rutschte der 32-jährige Tiroler nach einem Fehler in der Steilhangeinfahrt zwar noch um zwei Plätze auf Rang fünf ab, rettete aber zumindest Österreichs Ehre im Endklassement. Patrick Bechter und Wolfgang Hörl kamen über die Ränge 25 bzw. 27 nicht hinaus.
Dabei hätte Pranger am ehesten mit einer Enttäuschung gerechnet. Bis zwei Tage vor dem Rennen ist beim amtierenden Slalom-Weltmeister von Val d'Isère, nichts gelaufen. "Meine Skiwelt lag am Boden." Erst mit dem Wechsel auf einen neuen Ski sei die Sicherheit wieder zurückgekehrt. "Natürlich wollte ich aufs Stockerl. Aber auf einem fünften Platz beim Saisonstart kann man aufbauen."
Comeback-Sieg
170 km nördlich des Polarkreises kam der Franzose Jean-Baptiste Grange am besten mit den Bedingungen bei minus 14 Grad Celsius zurecht. Gleich im ersten Rennen nach seinem im vergangenen Dezember erlittenen Kreuzbandriss in Beaver Creek legte der Hallen-Europameister zwei famose Läufe hin. Der Halbzeit-Führende gewann vor dem Schweden Andre Myhrer (+0,33 Sekunden) und dem Kroaten Ivica Kostelic (0,97). Für Grange, der schon 2008 in Levi gewinnen konnte und im Vorjahr als Dritter ebenfalls das Podest schmückte, war es der siebente Weltcupsieg, der sechste im Slalom. "Er ist einer der besten Skifahrer der Welt" , freute sich Pranger mit dem Franzosen. "Ich war nach meinem Kreuzbandriss glücklich, Zwölfter geworden zu sein. Das zeigt, wie gut er ist."
Im österreichischen Team machte sich hingegen Ernüchterung breit. Vor allem Reinfried Herbst hatte auf einen guten Start gehofft. "Mich hat's gleich bei der ersten richtigen Kurve erwischt" , ärgerte sich der Slalomweltcup-Titelverteidiger, der in der vergangenen Saison vier Siege einfahren konnte. Verunsichert ist Herbst aber nicht. "Ich bin gut drauf, und wenn du im Flachen nicht riskierst, kannst sowieso gleich vor dem Steilhang abschwingen."
Ähnlich fasste Shootingstar Marcel Hirscher seinen Kurzauftritt zusammen. "Lieber ein paar gute Schwünge gefahren und ausgeschieden, als drei Sekunden hinten zu sein" , sagte der 21-jährige Salzburger. Die erste Chance zur Rehabilitierung gibt es für die Spezialisten erst in einem Monat beim Slalom in Val d'Isère. Schon in zwei Wochen bestreiten die Speed-Aficionados in Lake Louise, Kanada, ihren Saisonauftakt. In der Provinz Alberta stehen eine Abfahrt und ein Super-G auf dem Programm. (krud, APA, DER STANDARD Printausgabe, 15.11.2010)