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Sebastian Vettel, erstmals WM-Führender und gleich Weltmeister.

Foto: Luca Bruno/AP/dapd

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Sebastian Vettel hüpft und ruft seine Freude hinaus, Abu Dhabi und die Welt stehen und liegen ihm zu Füßen. Er ist 23 Jahre und 134 Tage alt, noch jeder Weltmeister vor ihm ist älter gewesen.

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Abu Dhabi - Mag sein, Michael Schumacher hatte nicht viel mitzureden in diesem Formel-1-Jahr. Die WM entschieden hat er doch, okay, ein bisserl indirekt halt. Schumachers Dreher gleich nach dem Start ließ nicht nur Vitantonio Liuzzi aufsteigen, sondern würfelte ob der Safety-Car-Phase das Klassement durcheinander. Etliche Piloten nützten die Phase zum Reifenwechsel, allein das um die WM kämpfende Quartett - Fernando Alonso (Ferrari), Sebastian Vettel (Red Bull), Mark Webber (Red Bull), Lewis Hamilton (McLaren) - nützte nicht und blieb auf der Strecke.

Webber kam erst zur Box, nachdem er leicht die Leitplanke touchiert hatte, ein weiteres Detail, das freilich ebenfalls Bedeutung erlangen sollte. Durch Webbers frühen Halt sah sich nämlich Ferrari genötigt, auch Alonso schon bald zum Reifenwechsel zu holen. Die Strategie ging freilich gar nicht auf. Zwar hielt Alonso Webber tatsächlich auf Distanz, doch büßte er selbst derart viel Boden und Plätze ein, dass das Rennen schon früh vergeigt war. Gestartet war Alonso vom dritten Platz, auch der vierte, auf dem er nach der Safety-Car-Phase lag, hätte ihm auf jeden Fall zum WM-Titel gereicht. So lagen am Ende nicht nur Vettel, Hamilton und Jenson Button (McLaren) vor ihm, sondern eben auch Nico Rosberg (Mercedes), Robert Kubica und Witali Petrow (beide Renault), die von den Rängen neun, elf und zehn gestartet waren.

Das größte Talent

So fuhr Vettel an der Spitze nicht nur ein ungefährdetes Rennen, sondern zu seiner ersten und, wie viele Kundigen meinen, sicher nicht letzten Weltmeisterschaft. Der 23-Jährige aus Heppenheim ist der jüngste Champion aller Zeiten, 167 Tage jünger als Hamilton 2008. Er wurde oft als das größte Talent - und zwar nicht nur Deutschlands - seit Schumacher gepriesen. Und er hat ja auch dieser Saison seinen Stempel aufgedrückt, hätte die WM viel früher für sich entscheiden können, hätten ihm nicht Übermut, Fahrfehler und technische Probleme des Öfteren einen Strich durch eine Rennrechnung gemacht.

Die erste Führung

So steht Vettel just am WM-Ende erstmals als WM-Leader da. Zuvor waren der Reihe nach Alonso, Button, Webber, Hamilton, wieder Webber, wieder Hamilton, wieder Webber und wieder Alonso in Führung gelegen. Vettel feierte just im Saisonfinish erstmals zwei Siege en suite, beim Finale griff er vom dritten WM-Platz aus an, um zu triumphieren, Nämliches ist vor mehr als fünfzig Jahren nur Juan Manuel Fangio und 2007 Kimi Räikkönen gelungen.

Kaum im und am Ziel, bedankte sich Vettel mit sich überschlagender und von Schluchzern zerrissener Stimme bei seinem Team: "Thank you, boys, Weltmeister." Immer wieder schüttelte er den Kopf, griff sich mit beiden Händen an den behelmten Kopf, völlig aufgedreht. "You are the man", antwortete Teamchef Christian Horner. Erste Gratulanten, als Vettel aus dem Auto stieg, waren Hamilton und Button, sein Vorgänger also. Das bessere, weil beste Ende für Vettel soll erst der Anfang sein. "Jetzt gehen wir ins siebente Jahr", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. "Da wollen wir das wiederholen." Die österreichische Hymne ertönte in Abu Dhabi gleich doppelt für Red Bull, das sich den Konstrukteurs-WM-Titel schon beim vorletzten Rennen gesichert hatte.

Das letzte Wort

Dietrich Mateschitz, dessen Energydrink übrigens ebenso wie Vettel Jahrgang 1987 ist, hat seine Ziele in der Formel 1 schneller als im Fußball erreicht. Das stand bei den gestrigen Feiern in Abu Dhabi aber nicht zur Diskussion. Da wurde ausnahmslos schultergeklopft. Auch von Michael Schumacher, der Vettels Leistung "grandios" nannte und somit das letzte Wort hatte, wenn er schon sonst nicht viel mitzureden hatte in diesem Jahr. (fri, DER STANDARD Printausgabe; 15. November 2010)