Wien - Die heurige Olivenernte im Westjordanland gehörte zu den gewalttätigsten der letzten Jahre. Israelische Gerichtsbeschlüsse fordern die israelische Armee dazu auf, bei der Ernte für Ruhe zu sorgen - das heißt vor allem, palästinensische Bauern auf ihrem Land vor den in den vergangenen Jahren zunehmenden Übergriffen jüdischer Siedler zu schützen. Deshalb verlegt sich die Gewalt in die Nacht und richtet sich gegen die Ölbäume selbst.

Im Westjordanland gibt es einen wahren Ölbaumboom, das erhöht die Spannungen. Die Palästinenser setzen vermehrt Ölbaumpflanzen auf Brachland aus - das andernfalls von der israelischen Militärverwaltung eingezogen werden kann und immer wieder formlos und ohne Dokumente an Siedler übergeben wird, die dort ihrerseits Olivenhaine anlegen.

Laut einem Armeebericht wurden allein in den ersten beiden Wochen der Ernte 500 Bäume in palästinensischem Besitz geschlägert, vergiftet oder verbrannt. Aber auch 100 Bäume jüdischer Siedler wurden von Palästinensern vandalisiert. Seitdem sind hunderte Bäume dazugekommen, vor allem auf palästinensischer Seite. Das palästinensische Dorf Farata allein soll 1500 Bäume verloren haben. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2010)