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Foto: Reuters/Shaffer

Viele Politiker und Ökonomen hegen die Hoffnung, dass die US-Geldpolitik den stockenden Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft ankurbeln kann. Mehr noch, dass die Fed es im Alleingang schaffen könnte, die nächste Bankenkrise zu verhindern. Nicht umsonst hat die US-Regierung zahlreiche neue Prüf- und Lenkkompetenzen im Notenbanksystem angesiedelt. Das Magazin "Bloomberg Markets" titelte im Oktober "Bernanke Empowered" ("Bernanke bevollmächtigt"). Denn das neue Gesetz zur Finanzregulierung gibt der Notenbank deutlich breitere Rechte, so kann die Fed Banken dazu zwingen, mehr Eigenkapital aufzunehmen oder die Kreditvergabe von "systemisch relevanten Instituten" zu drosseln. Darüber hinaus kann die Notenbank auch Nicht-Banken unter ihre Fittiche nehmen, die sie für systemisch relevant hält, etwa Warren Buffets Berkshire Hathaway oder General Electric.

Doch die neue Macht des Fed-Chefs kommt mit einem Verfall an Vertrauen einher. Investoren wie Ökonomen, aber auch in der Bevölkerung, leidet die US-Notenbank an einem Vertrauensproblem. Die vielen Maßnahmen konnten das Konsumentenvertrauen nur temporär anheben, seit Juni war das Vertrauen der Amerikaner in die volkswirtschaftliche Entwicklung stetig gefallen. Die jüngste Dosis an "Quantitative Easing", also das digitale "Drucken" von 600 Milliarden Dollar, hat nicht nur ein Kursfeuerwerk an den Börsen angefacht, etwa in Schwellenländern oder auf den Rohstoffmärkten, sondern auch einen Hagel an Kritik. Eine aktuelle Bloomberg-Umfrage unter Investoren hat gezeigt, dass die Marktteilnehmer den Maßnahmen der Fed immer weniger trauen, sie für weniger angemessen halten, während hingegen die Europäische Zentralbank im Ansehen steigt.

Für viele Politiker und Ökonomen zieht die Notenbank damit in einen Kampf gegen Windmühlen. Denn mit dieser Politik können nur die Zinsen gesenkt werden, nicht aber Investitionen direkt induziert werden. Dabei haben die jüngsten Zinssenkungen bereits in einer Ausweitung der Bankreserven resultiert. Das Geld bleibt also im Bankensystem stecken, anstatt in der Realwirtschaft anzukommen. John Taylor, seines Zeichen Stanford-Professor, hat in einer aktuellen Studie darauf hingewiesen, dass die Geldpolitik wieder zu ihrem "Normalstatus" zurückkehren müsse.

Was er kann, was er nicht kann

Denn in einem kann man der Fed gratulieren. Sie schafft es stark, Kapitalflüsse zu steuern. Einerseits in die Schwellenländer (über Aktien- und Anleihenfonds), andererseits in risikobehaftete Wertpapiere wie Aktien oder Unternehmensanleihen. Doch viele Investoren rebellieren gegen die Anreizpolitik der Fed. Der Value-Investor Jeremy Grantham zeigt sich in einem Interview skeptisch: "So, we're being forced to choose between two overpriced assets. That is not always a terrific choice to make because there is a third choice, and that is, 'don't play the game and hold money in cash'." Tatsächlich zwingt die Notenbank viele Anleger, insbesondere große Pensionsfonds und Versicherer in riskante Anlagen, da Anleihen für die langfristige Vermögensplanung immer unattraktiver werden.

An dem Ansehen der Fed merkt man aber auch eine ideologische Veränderung bei den Marktteilnehmern. So hat Alan Blinder in einem Kommentar für das Wall Street Journal Rückendeckung gegeben und sich gewundert, woher denn das anti-keynesianische Ressentiment kommt, wenn Politiker und Ökonomen die zweite Welle des Quantitative Easing denunzieren. Zugleich beschwert sich Wolfgang Münchau in der FTD, dass auch das eigentliche monetaristische Argument längst verworfen ist: "Wahre Monetaristen würden die Politik der amerikanischen Notenbank jetzt gutheißen. Denn dort ist die Geldmenge schon seit geraumer Zeit schwach. Auch im Euro-Raum dümpelt die Geldmenge seit der Krise mit Nullwachstum. Ein echter Monetarist hätte den Leitzins der Europäischen Zentralbank nicht bei einem Prozent belassen, sondern auf null gesenkt."

Wenn also an den Märkten weder Keynesianismus noch Monetarismus herrschen, dann bleibt wohl nur noch die Österreichische Schule der Nationalökonomie übrig. Doch wenn Investoren wirklich zu "Austrians" geworden sind, sollten sich Wirtschaftspolitiker wie Bernanke oder Trichet deutlich stärker versuchen, das Vertrauen in die Währung zu stärken und es nicht mit oft inkonsistenten Argumenten gefährden.