Wien - Bei A-Tec fallen nun die Würfel: Das wochenlange Ringen mit den Gläubigerbanken um das Überleben der Anlagenbau-Tochter AE&E bleibt ergebnislos, die Verhandlungen sind gescheitert. Dies bestätigte der Sprecher des Gläubigerausschusses, Hans-Georg Kantner, am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur.
Nun werde "Plan B" angestrebt, ein Verkauf der AE&E. Die Suche nach einem Käufer der AE&E, deren Probleme erst die Mutter A-Tec in die Insolvenz getrieben haben, läuft bereits. Es werde mit mehreren Interessenten verhandelt, sagte Kantner. Einen Abschluss könnte es "heute oder morgen" geben, sei aber jedenfalls diese Woche nötig. Ohne Lösung dürfte die AE&E nämlich diese Woche nicht mehr überleben.
International mehrere Interessenten
Laut Kantner gibt es international mehrere Interessenten für AE&E. Manche habe die Firma selbst gefunden, andere die Banken. Einige seien "potent genug", die Übernahme auch ohne die Gläubigerbanken zu finanzieren. Kantner rechnet aber damit, dass der mögliche Käufer die Zustimmung der Gläubigerbanken brauchen wird. "Jetzt wird die Zeit knapp", betont er.
Interesse aus Hongkonk
Laut einem Online-Bericht des "WirtschaftsBlatt" will ein Unternehmen aus Hongkong die AE&E übernehmen. Die Firma habe eine enge Geschäftsbeziehung mit einer österreichischen AE&E-Gläubigerbank, die dann auch einen möglichen Deal einfädeln soll. "Das Unternehmen aus Hongkong hat sich mit der Bank geeinigt und will 100 Prozent der AE&E und vielleicht auch noch andere Assets übernehmen", wird ein Insider zitiert. Bei dem Unternehmen handelt es sich laut Bericht von "Format" online um die Mass Financial Corp.
Die Mass Financial Corp ist ein Dienstleister für Handelsfinanzierungen, der unter anderem mit Rohstoffen, etwa Eisenerz, und medizinischen Instrumenten handelt. Seit 9. November 2010 gehört das 1997 gegründete Unternehmen zur kanadischen Terra Nova Royalty Corporation, die auch im Bereich Industrieanlagenbau tätig ist. Mass Financial Corp hat Niederlassungen in Wien, Dubai und Shanghai. 2009 erwirtschaftete das Unternehmen laut Geschäftsbericht Erträge von 406,4 Mio. Dollar (298,3 Mio. Euro), 2008 waren es noch 598,8 Mio. Dollar. Der Nettogewinn belief sich 2009 auf 75,2 Mio. Dollar nach 23,3 Mio. Dollar im Jahr davor.
"Es soll bereits ein verbales Agreement geben." Bis zur erneuten Tagung des Gläubigerausschusses am Montag Nachmittag soll auch eine schriftliche Vereinbarung vorliegen, habe der Rechtsvertreter der Asiaten angekündigt. Die Hongkonger sollen bereit sein, kurzfristig 15 Mio. Euro in die AE&E zu pumpen und wollen angeblich in Kürze eine Due Diligence durchführen. Laut "Industriemagazin" wollen die Hongkonger den Verkauf möglichst schnell über die Bühne bringen, deren Angebot liege über einem symbolischem Verkaufseuro. Wenn AE&E verkauft werden könne und dadurch Geld hereinkommt, könnten die Banken die Finanzierung von A-Tec fortführen und A-Tec damit überleben, sagte am Montag ein mit der Sachlage vertrauter Banker. Von A-Tec gab es vorerst keine Stellungnahme.
Dementis
Die beiden japanischen Unternehmen IHI Corp und Mitsubishi Heavy Industries, die von manchen Medien ins Spiel gebracht wurden, haben laut Bloomberg-Meldungen vom Montag inzwischen ihr Interesse dementiert. Aus Österreich wird Andritz als Interessent kolportiert.
In die Verhandlungen mit einem Käufer für die AE&E sei der Gläubigerausschuss nicht involviert, sagte Kantner. Die Verhandlungen mit den Banken seien "seit Dienstag oder Mittwoch spürbar schwieriger geworden". Während einige Banken sich sehr für eine Lösung eingesetzt hätten, hätten andere nicht ihren Teil tragen wollen. Da habe es "an moralischer Überzeugungskraft gefehlt". Kantner betonte wie schon früher, dass eine Insolvenz "die maximal Wertvernichtung" in der AE&E bedeuten würde und insbesondere für österreichisches Know-how ein großer Verlust wäre.
"Absage noch nicht eingetroffen"
Offiziell weiß A-Tec weiß noch nichts vom Scheitern der Verhandlungen mit ihren Gläubigerbanken: "Bei der A-Tec ist noch keine Absage der Banken eingetroffen", sagte eine Sprecherin. Es werde parallel mit mehreren Interessenten über den Kauf von AE&E verhandelt, bestätigte sie. Details wurden nicht genannt.
Der steirische Anlagenbauer Andritz indes will sein kolportiertes Interesse an der AE&E weder dementieren noch bestätigen. "Kein Kommentar", hieß es. (red/APA)