Wien - OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny sieht für die Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas die Notwendigkeit, nach der Krise neue Wachstumsmodelle zu erarbeiten. "Wir sehen Licht am Ende des Tunnels", sagte er am Montag bei der Eröffnung der Konferenz zur Europäischen Wirtschaftsintegration (Conference on European Economic Integration - CEEI) in Wien. Allerdings werde für die CEE-Länder laut Prognosen in den Jahren 2011 und 2012 nur moderates Wachstum erwartet, es gebe auch noch Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung.
Auch EZB-Vizepräsident Vitor Constancio erklärte, dass das Wachstumsmodell der mittel-, ost- und südosteuropäischen Staaten nicht aufgegeben, sondern angepasst werden solle. Das vor der Krise gelebte Entwicklungsmodell für die CEE-Länder mit marktwirtschaftlichen Reformen, Liberalisierung des Handels, Zugang zu ausländischen Kapitalmärkten und Zutritt ausländischer Banken und ausländischer Direktinvestitionen habe zu wachsenden Ungleichgewichten geführt.
Solche wachsenden Ungleichgewichte bringen ein beträchtliches Risiko mit sich, dies habe die globale Finanzkrise gezeigt, so Constancio. "Die CESEE-Region war von der Krise besonders stark betroffen", so der EZB-Vizepräsident, auch wenn sie nicht direkt den US-Märkten ausgesetzt gewesen sei. "Die Folgen der weltweiten Krise und die Jahre des Überschwangs waren sehr teuer", resümiert Constancio.
"Länder der Region gleich mehrfach getroffen"
Das Thema der CEEI-Konferenz heute und morgen, an der Notenbankgouverneure unter anderem aus Polen, Rumänien, der Ukraine und Finnland sowie zahlreiche Ökonomen und Banker teilnehmen, lautet "Strategien für die mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder nach der Krise". Dies bedeute aber nicht, dass die Krise wirklich schon vorbei sei, warnte Nowotny.
Die Krise habe die Länder der Region gleich mehrfach getroffen; durch Produktionsrückgang, Kreditklemme und die Folgen der starken Verbreitung von Fremdwährungskrediten. In der Folge sei der Kapitalzufluss in diese Länder reduziert worden, die Investoren seien nun vorsichtiger.
Österreichs Wirtschaft sei eng mit der Region vernetzt, was in der Krise zu Befürchtungen erhöhter Verletzbarkeit des heimischen Bankensystems geführt habe. Diese Sorgen hätten sich aber nicht verwirklicht. Trotz der Krise hätten sich die österreichischen Investoren und Finanzinstitutionen aus der Region nicht zurückgezogen, sondern ihre Marktanteile teilweise noch vergrößert, unterstrich der Gouverneur. Dank der "Wiener Initiative", gemeinsamer Anstrengungen von EU, IWF, der Notenbanken und der Geschäftsbanken, hätten die Banken ihre Tätigkeit in der Region fortsetzen können. (APA)