Bild nicht mehr verfügbar.

RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien - RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner schätzt, dass die geplante neue Bankenabgabe in Österreich Raiffeisen mit über 100 Mio. Euro Kosten jährlich treffen könnte. Damit setzte Rothensteiner die Summe für den Raiffeisen-Sektor noch etwas höher an als UniCredit-Chef Federico Ghizzoni, der für die Bank Austria 80 bis 90 Mio. Euro erwartet. Problematisch an der Bankenabgabe sei, dass Investoren von Bankaktien in Industrietitel wechseln könnten, nach dem Motto "Ich kauf mir lieber Siemens- oder Voest-Aktien", wie der Chef der Raiffeisen Zentralbank Österreich sagte.

Eine Kapitalspritze habe Raiffeisen nicht nötig, so Rothensteiner. Der Chef der Raiffeisen Bank International (RBI), Herbert Stepic, sagte, man werde nur an den Kapitalmarkt herantreten, "wenn wir etwas kaufen", das sei jetzt nicht der Fall.

"Eigenkapitalausstattung sehr ordentlich"

 

Die Eingekpaitalaustattung sei "eine sehr ordentliche". Mittelfristig sei aber die Frage, wie sich etwa die verschärften Eigenkapitalvorschriften "Basel III" auswirken, so Rothensteiner beim "Business Lunch" von Raiffeisen. Wie stellt man sicher, dass Basel III nicht nur auf europäischer Ebene kommt? EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier habe "sehr deutlich" gesagt, "dass Amerika hier mittun muss", so der RZB-Chef auf eine Frage. Dabei seien die USA im wesentlichen kapitalmarktfinanziert und die Europäer kreditfinanziert, "vieles passt hier gar nicht 1:1".

Alle Banken würden nun beim Europäischen Parlament und auch bei der EU-Kommission in Sachen Basel III lobbyieren, etwa auch beim Europa-Abgeordneten Othmar Karas, der Berichterstatter des EU-Parlaments in dieser Frage sei, so der RZB-Chef. Am besten würden da Argumente des "Level Playing Field" Gehör finden, also die Frage der "Gleichbehandlung", so Raiffeisen-Bank-International-General Herbert Stepic: "Das ist meine große Hoffnung."

Stepic erinnerte daran, dass einer der wesentlichen Gründe für den Merger von der "alten" RZB und der früheren RI zur RBI ein "besserer Zugang zum Kapitalmarkt" gewesen sei - doch aktuell bestehe dafür kein Anlass: "Nur wenn wir etwas kaufen würden, müssten wir an den Kapitalmarkt herantreten", so Stepic, aber derzeit gebe es nichts in dieser Richtung. Die RBI sei "sehr gut aufgestellt" mit einer Tier-1-Quote von 8,7 Prozent per Ende Juni, und in zwei Wochen werde man gute Neunmonatszahlen vorlegen.

Die Streubesitzaktionäre habe man auf dem Weg zur neuen RBI nicht schlecht behandeln wollen, gab Stepic zu verstehen. Die Fusionsbewertungen seien auch "von niemandem beeinsprucht" worden, "außer von einem - der macht das aber berufsmäßig", spielte der Banker auf den Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vom IVA an. Der hatte Ende Oktober angekündigt, gewappnet mit deutschen Gutachten vor Gericht ziehen zu wollen. Dass die Fusion von "RZB alt" und RI zur RBI vorzeitig bekannt wurde, schmerzt Rothensteiner nach wie vor: "Ich weiß wo und wann, aber nicht wer es gewesen ist", sagte er auf die Frage der Moderatorin nach der damaligen "undichten Stelle".

"Alles wird besser"

Die Frage, was die Österreich-Gruppe von Raiffeisen von der Fusion habe, könnte ganz einfach beantwortet werden, so RBI-Vizegeneral Karl Sevelda: "Alles wird besser." Zentral sei das "One-face-to-the-customer"-Prinzip, aber auch das "viel bessere Durchgriffsrecht", mit dem etwa die einheitliche Betreuung der Kunden sichergestellt werden solle. Auch könne das Produkt-Knowhow aus Österreich leichter ins Netzwerk und in die Filialen transportiert werden. Jetzt werde auch an einem neuen internen Ertragszurechnungssystem gearbeitet.

Trotz Fusion müsse die Grundstrategie nicht geändert werden, betonte Stepic. Heimmarkt von Raiffeisen sei weiterhin Österreich. Daneben gebe es den Hauptmarkt CEE, "weil dort das meiste und natürliche Wachstum stattindet", betonte der RBI-Chef. Auch für die nächsten zwei, drei, vier Jahre rechne man mit einem um 2 bis 2 1/2 Prozent stärkeren Wachstum in CEE gegenüber dem EU-Schnitt. Und als drittes gebe es noch den Nischenmarkt Fernost/Asien, auf dem die RBI auch "recht stark aufgestellt" sei. Den laut Stepic 15 Mio. Raiffeisen-Kunden im Osten stehen in Österreich 2 Mio. bei den Landesbanken gegenüber, so Rothensteiner. An Corporate Kunden zählt Raiffeisen einige Tausend in Österrreich und 75.000 im Osten. (APA)