Peter Bösenberg absolvierte 2004 sein Wirtschaftsingenieursstudium an der TU Dresden und stieg danach bei der Société Générale ein. Im Interview erklärt er das Besondere an exotischen Optionsscheinen und welches die wichtigsten Unterschiede im Vergleich zu klassischen Warrants sind.

Was ist das Besondere an exotischen Optionsscheinen und welche sind die wichtigsten Unterschiede im Vergleich zu klassischen Warrants?

Bösenberg: Exotische Optionsscheine sind im Prinzip nichts anderes als Wetten. Am Laufzeitende kommen entweder 10,00 oder 0,001 Euro zur Auszahlung – je nachdem, ob das anfangs unterstellte Szenario eintritt oder nicht. Angesichts dieses Auszahlungsprofils sind die Exoten viel einfacher zu verstehen als klassische Warrants. Denn bei den herkömmlichen Optionsscheinen weiß man vorab nicht, welcher Betrag am Schluss herausspringen könnte. Es gibt noch einen weiteren Unterschied, der sich durch das Auszahlungsprofil ergibt: Bei den Klassikern müssen Richtung und Intensität des Basiswerts stimmen. Bei den Exoten muss nur die Richtung stimmen. Nehmen Sie als Beispiel die StayHigh und StayLow Optionsscheine: Hier kommt es lediglich darauf an, dass ein Basiswert während der Laufzeit stets über (StayHigh) oder unter (StayLow) dem vorab festgelegten Knock-Out-Level notiert. Diese einfache Funktionsweise verbunden mit der in der Regel kurzen Laufzeit und dem hohen Hebel macht die exotischen Optionsscheine für spekulative Anleger interessant.

Sind die Exoten damit nicht auch wesentlich riskanter?

Bösenberg: Die kurze Laufzeit und der hohe Hebel legen diesen Schluss nahe. Hinzu kommt, dass die Exoten mit einem Knock Out ausgestattet sind. Es kann also zu einem Totalverlust kommen. Allerdings sind nicht alle Papiere gleichermaßen riskant. Ein Inline Optionsschein (ISIN DE000SG1RQJ0) auf den DAX mit Barrieren von 5.000 und 7.000 Punkten und Laufzeit März 2011 gehört sicherlich in die extrem spekulative Ecke. Hingegen ist ein Inline Optionsschein (ISIN DE000SG1TRB1) auf den DAX mit den Barrieren 3.500 und 9.000 Zählern, der im Dezember kommenden Jahres ausläuft, eher als konservativ einzustufen.

Welche Faktoren beeinflussen die Preise von exotischen Optionsscheinen?

Bösenberg: Im Prinzip die gleichen wie bei klassischen Warrants: Maßgeblichen Einfluss haben der Basispreis, der Kurs des Basiswerts und die Restlaufzeit. Hinzu kommen die Volatilität des Underlyings, bei aktienbezogenen Basiswerten die Höhe der Dividenden sowie das Marktzinsniveau. Was die Preisentwicklung während der Laufzeit betrifft, gibt es ein wichtiges Merkmal: Während klassische Optionsscheine dem typischen Zeitwertverlust unterliegen, kommt es – mit Ausnahme von Hit Korridor Warrants – bei den Exoten zu Zeitwertgewinnen. Beispiel Inliner: Mit jedem Tag, den der Basiswert innerhalb der vorgegebenen Bandbreite notiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, am Ende der Laufzeit die 10,00 Euro je Optionsschein zu erhalten.

Welche exotischen Warrants sind bei Anlegern besonders beliebt und welche Produkte bietet die Société Générale an?

Bösenberg: DAX und Öl waren wegen ihrer monatelangen Seitwärtstrends beliebte Basiswerte bei Anlegern für Wetten mittels Inline und StayHigh/StayLow Optionsscheinen. Grundsätzlich bieten wir für fast alle Typen eine breite Palette an Underlyings an. Sie reicht von Indizes wie dem DAX, dem Euro Stoxx 50 und dem CAC40 über 50 Einzelaktien bis hin zu Rohstoffen wie Öl, Gold und Silber. (Christian Scheid)