Peter A. Markowich ("Abschied von einem Austro-DDR-Relikt", Standard, 13. 11.) ist in einem Punkt seines "Gratulationsschreibens" an die Regierung zuzustimmen: "Es ist doch sinnvoll zu überprüfen, welche Institute nicht nur vom warmen staatlichen Subventionsregen leben, sondern tatsächlich aus kompetitiv selbsteingeworbenen Drittmitteln zusätzliche Finanzierung erhalten, basierend auf flexiblen und effizienten Konzepten." Bloß: Das ist einerseits bekannt und zweitens insofern schief argumentiert, als ja gerade das Wissenschaftsministerium derzeit überhaupt nichts überprüft.

Die außeruniversitäre Forschung hat in der aktuellen Debatte offensichtlich ein schweres Handikap zu tragen: Viele fühlen sich berufen, etwas beizutragen, aber nur sehr wenige kennen den höchst vielfältigen Sektor. So konstruiert Markowich etwa einen Gegensatz zwischen Basisförderung einerseits und "unabhängiger Peer-Review und wissenschaftlichem Wettbewerb" andererseits. Die Realität sieht in der Regel anders aus: Die Basisförderung ist für die meisten Institute tatsächlich nur eine (oft sehr schmale) Basis, auf der sie die eigentlichen Forschungsmittel selbst einwerben. Und unabhängige Peer-Reviews sind natürlich unser tägliches Brot, ob bei Projekteinreichungen im Rahmen von EU-Programmen, FWF, ÖNB und WWTF, ob nach Projektabschluss oder bei der Publikation der Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften oder Verlagen.

In der Auftragsforschung wird ebenfalls jedes Projekt in einem Wettbewerb ausgewählt und nach Durchführung von den Auftraggebern bewertet. Die meisten außeruniversitären Institute stehen damit unter ständiger Evaluierung. Und wenn Markowich meint, die Leiter der Institute "täten besser daran, sich um andere kompetitive Fördertöpfe für ihre Institute umzuschauen", dann danke ich für den Tipp, aber das machen wir seit 20 Jahren.

Eine Grundausstattung durch Basisförderung ermöglicht es (an den Universitäten ebenso wie außerhalb), Forschungsprojekte durchzuführen, für welche die Mittel im Wettbewerb vergeben werden (berechtigte Ausnahmen sind wissenschaftliche Einrichtungen, die von vornherein nicht auf die Akquisition von Drittmitteln ausgerichtet sind). Ohne Räumlichkeiten, Nachwuchsbetreuung, Administration etc. können aber keine FWF-Projekte durchgeführt werden. Ohne Grundausstattung ist es nicht möglich, EU-Forschungsmittel nach Österreich zu holen (allein in den Sozialwissenschaften im 7. Rahmenprogramm bisher immerhin 10 Millionen Euro, geschätzte fünf Millionen davon von außeruniversitären Einrichtungen lukriert, die jetzt ihre Basisförderung verlieren sollen! ).

Basisförderungen sind also kein Schutz vor Wettbewerb, sondern die Eintrittskarte für Wettbewerb. Werden die unabhängigen Forschungsinstitute davon ausgeschlossen, bleibt natürlich mehr für andere übrig. - Auch eine Möglichkeit, aber wo bleibt dann bei einer solchen Monopolisierung die angeblich gewünschte wissenschaftliche Konkurrenz, die zu einem "survival of the fittest" führen soll?

Die von Markowich unterstellte Abwehr von Wettbewerb und Evaluierung ist im Übrigen auch für die Vergabe der Basisförderungen selbst falsch. Die geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsinstitute haben schon im Juni 2009 auf einer Tagung mit dem Wissenschaftsministerium Kriterien für eine Evaluierung entwickelt, welche neuen Leistungsvereinbarungen der Basisförderungen zugrunde gelegt werden sollten.

Wäre mit "Strukturbereinigung" wirklich gemeint, dass man die Spreu vom Weizen trennen und diejenigen gut ausstatten will, die gute Arbeit machen, hätte man nur dieses Vorhaben umzusetzen brauchen. Aber es geht ja zurzeit ganz offensichtlich nicht um Bereinigungen in der außeruniversitären Wissenschaft, sondern um die Bereinigung der Wissenschaft von den außeruniversitären Instituten. (Jörg Flecker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2010)

Jörg Flecker ist wissenschaftlicher Leiter der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba) und Universitätsdozent für Wirtschaftssoziologie an der Universität Wien.