Wien - Mehrere Milliarden Euro - das ist der Werbewert für Red Bull nach Sebastian Vettels Sieg in der Formel 1 in den Augen der Sponsoringbranche. Mit knapp 13 Milliarden Euro bezifferten ihre Studien den bisherigen Wert der Marke. Das Rennen in Abu Dhabi hat sie um etliche Prozentpunkte verteuert, rechnet Martin Platzer vor, und der Gewinn sei dabei äußerst nachhaltig, ist der Chef des Sponsoringberaters MPM überzeugt.

Die Stoppuhr ist für die Werbebranche der Barometer für Bares: Ein Siegerauto ist um bis zu 40 Prozent länger im Visier der Fernsehkameras als die Konkurrenten auf den hinteren Rängen. Von den Printmedien als weltweiter Multiplikator nicht zu reden. Wollte ein Sponsor mit klassischer Werbung die gleichen Effekte erzielen, würde ihn das Milliarden kosten.

"Volltreffer mit enormer Breitenwirkung"

"Es ist für Red Bull ein Volltreffer mit enormer Breitenwirkung", sagt Günter Schweiger, Professor für Werbeforschung der Wiener Wirtschaftsuni. Er selber habe den Namen Vettel bisher ja glatt mit einem österreichischen Motorradfahrer assoziiert, räumt er ein, er habe es nicht so mit der Formel 1. Doch mittlerweile komme selbst er nicht mehr daran vorbei.

Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz soll im Vorjahr gut 123 Millionen Euro in das Rennteam gesteckt haben, um fast 30 Millionen mehr als 2008. Leisten kann er es sich. Red Bull zählt mit 788 Millionen Euro Eigenkapital zu den reichsten Konzernen Österreichs.

Gemixt wurde der Energydrink einst für Lkw-Fahrer in Thailand. Mateschitz kaufte die Lizenzrechte für alle Märkte außerhalb Asiens und bringt es heute in 160 Ländern auf jährlich fast vier Milliarden Dosen. Safthersteller Rauch füllt sie in Vorarlberg ab. An Red Bull selbst hält Mateschitz 49 Prozent, die Mehrheit gehört der thailändischen Familie Yoovidhya.

Doch die Krise machte auch vor Red Bull nicht halt. 2009 sank der Umsatz um zwei Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Die Gewinne der beiden vergangenen Jahre halbierten sich im Vergleich zu 2007, als sie noch bei 234 Millionen Euro lagen. Heuer werde er wieder an alte Höhenflüge anknüpfen, ließ Mateschitz jüngst wissen. So groß der Sprung mit Vettel nach vorne sei, das Risiko fahre aber auch für Red Bull immer mit, sagt Schweiger. "Jeder kleinste Fehler ist eine Bedrohung für die Marke." 
(Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 16. November 2010)