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Weltmeister Sebastian Vettel konnte es in Salzburg kaum mehr erwarten. "Ich freue mich, schon bald wieder im Auto zu sitzen. Das ist für mich aktive Erholung."

Foto: AP/Kerstin Joensson

Salzburg - Auch ein Weltmeister hat nach vollbrachter Tat wieder Ziele. Den nächsten Titelgewinn zum Beispiel, oder den nächsten Rekord. Sebastian Vettel, der jüngste Formel-1-Champion aller bisherigen Zeiten, hat am Dienstag in Salzburg seinen Fokus zunächst eher auf kurzfristige Ziele gerichtet. "Ich brauche Ruhe", sagte der 23-jährige Deutsche, und die noch immer glänzenden Augen hatten sich tief in ihre Höhlen zurückgezogen. Kein Wunder nach hunderten Interviews, der durchzechten Nacht nach dem WM-Triumph in Abu Dhabi und der Abschlussparty von Red Bull am Montagabend im Hangar-7. "Ich freue mich, schon bald wieder im Auto zu sitzen. Das ist für mich aktive Erholung. Im Auto werden keine Fragen gestellt."

Mit acht Minuten Verspätung war Vettel vor den rund 80 Medienvertretern aus Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und Ungarn erschienen. Dann beantwortete er eine Stunde lang Fragen ausführlich, reagierte trotz Schlafmangels professionell und niemals unwirsch. Da hätte sich ein niederländischer Red-Bull-Angestellter in Salzburg, Abteilung Fußball, ein Scheibchen abschneiden können.

"Es war Stress pur, seit ich am Sonntag über die Ziellinie gefahren bin", sagte Vettel, wohlwissend, dass die Show noch nicht zu Ende war. Gleich nach der einstündigen Veranstaltung saß Vettel nämlich mit Teamkollege Mark Webber, Teamchef Christian Horner und Technikchef Adrian Newey bereits im Flieger Richtung Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes, ehe es noch am Abend zurück nach Abu Dhabi ging.

Am Freitag und Samstag steht für Vettel endlich die gewünschte "Aktiverholung" auf dem Programm, die neuen Pirelli-Pneus werden bereits für die Saison 2011 getestet. "Wir haben eine klare Aufgabe vor uns, und die steht absolut im Vordergrund. Wir wollen weitermachen, wo wir aufgehört haben", sagte Vettel, und positionierte sich damit für die kommende Saison gleich klar in der Rolle des Gejagten.

Ein männliches Gespräch

Dabei wird er auch wieder von seinem Teamkollegen Webber ins Visier genommen. Die internen Konflikte der letzten Saison konnten die beiden Kontrahenten mit einem klärenden Gespräch beseitigen. "Wir haben das wie Männer erledigt", sagte der 34-jährige Webber, der sich in Salzburg als fairer Sportsmann präsentierte und Vettels Meisterstück als "völlig verdient" bezeichnete. "Ich respektiere die Vettel-Mania hier", sagte Webber. Andererseits sei er auch froh darüber, dass "keine Vettel-Mania in meiner Heimat Australien" ausgebrochen sei. Für seine Leistungen war Webber bei der Red-Bull-Party tags zuvor von 1000 Mitarbeitern mit stehenden Ovationen bedacht worden. "Das war sehr speziell", gestand der vierfache Saisonsieger.

Auch Vettel fühlte sich trotz des Rummels um seine Person in Salzburg sichtlich wohl. "Ohne Red Bull würde ich nicht hier sitzen", bedankte er sich artig bei seinen Unterstützern. Und weil Red Bull eben in Österreich eine Sonderstellung genieße, "habe ich auch eine große Nähe zum Land".

Gut möglich, dass Vettel diese Verbundenheit bald auf einem Formel-1-Siegespodest in Österreich zelebrieren kann. Denn angefacht durch den Vettel-Hype wird in der Steiermark über eine Renaissance des Österreich-Grand-Prix in Spielberg nachgedacht. Die Strecke wird derzeit für Testzwecke und kleinere Rennen saniert und heißt neuerdings, wie sonst, Red-Bull-Ring.

Die Kleine Zeitung zitiert Fia-Renndirektor Charlie Whiting, der die Strecke von Betreiber Dietrich Mateschitz inspiziert und "für gut" befunden haben soll. Der für Umweltverträglichkeitsprüfungen in der steirischen Landesregierung zuständige Udo Stocker sagte zum Standard, dass eine Adaptierung als Formel-1-Strecke "prinzipiell möglich" sei. (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2010)