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Ministerin Doris Bures übergibt Preise für grünes Engagement.

Foto: APA/Pfarrhofer

Siegfried Bauer will helfen, die Berge von Elektroschrott abzubauen, die sich durch die immer kürzeren Produktionszyklen von Handy, Computer und Co anhäufen. Es leuchtet ein, dass Elektronikbauteile möglichst ressourcenschonend und nachhaltig und am besten biologisch abbaubar konzipiert sein sollten. Der Physiker an der Johannes-Kepler-Universität Linz zeigte, dass das nicht unmöglich ist: Er entwickelte ein Transistorbauelement aus Zutaten wie dem Pflanzenextrakt Aurin, Beta-Karotin, Indigo und anderen. Als Trägermaterialien verwendete er Stärke, Hartgelatine oder Getreide. Das Ergebnis: Bauers Elektronik ist essbar.

Die ehemalige Sozialtherapeutin Doris Hammermüller hingegen hat das Ziel, Niederösterreichs Energiesystem zu therapieren. Sie war die erste Energieberaterin des Bundeslandes und gründete die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie, AEE NÖ Wien, die das Ziel verfolgt, zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie umzustellen. Zahlreiche ökotechnische Maßnahmen wurden von der AEE bereits umgesetzt, manche auch schon prämiert.

Siegfried Bauer und Doris Hammermüller vereint, dass sie mit 17 anderen für den diesjährigen Umweltpreis der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (Ögut) nominiert sind. Preisträger in fünf Kategorien werden beim Jahresempfang heute, Mittwoch, präsentiert. Insgesamt winken 26.000 Euro an Preisgeldern. Im heurigen 25. Jahr nach der Gründung der parteiübergreifenden Plattform, die 1985 nach dem Konflikt um das Kraftwerk Hainburg ins Leben gerufen wurde, gab es 137 Einreichungen. Sie alle tragen dazu bei, die Vision der Ögut, ein "Gleichgewicht zwischen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Bedürfnissen und Interessen anzustreben", umzusetzen.

Bauers essbare Elektronik tritt in der Kategorie "Pioniere der Smart Production" an. Die Konkurrenten sind ein spezielles Monitoring-Verfahrung zur Senkung von Reparaturkosten in Industrieanlagen (Jutta Isopp, Messfeld GmbH) und die Wiederverwertung alter Waschmaschinen, die auf höhere Energieeffizenz umgebaut werden (Sepp Eisenriegler, Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z).

Wie der Preis für Smart Production wird auch jener für "Frauen in der Umwelttechnik", für den Doris Hammermüller nominiert ist, von Technologieministerin Doris Bures vergeben. In Hammermüllers Kategorie sind auch die Atmosphären- und Feinstaubforscherin Anne Kasper-Giebl (TU Wien), die Geschäftsführerin der Interessenvertretung Kleinwasserkraft Österreich, Martina Prechtl, und Antonia Weinisch, Expertin für Atomenergie und Vorsteherin des Österreichischen Ökologie-Instituts, nominiert.

Neben Fokus auf weibliche Kompetenz und kluge Produktion werden mit den Ögut-Preisen auch herausragende kommunale Aktivitäten und zivilgesellschaftliches Engagement im Umweltbereich gefördert. Zum Beispiel sieht man künftig vielleicht viel mehr E-Bikes am Ufer des Traunsees. Die Bauabteilung des Stadtamtes Gmunden rüstet nämlich alte Fahrräder zu E-Bikes um, wofür sie Anwärterin auf den Preis der "Nachhaltigen Kommune" ist. Das Projekt Get Active - Jugendforum für eine nachhaltige Welt, das vergangenen August junge Menschen in einer fünftägigen Veranstaltungsreihe in Eisenerz über aktive Zukunftsgestaltung nachdenken ließ, ist ein nominiertes Projekt in der Kategorie "Parizipation und zivilgesellschaftliches Engagement".

Zudem werden zwei "MonikaPolster-Sonderpreise für betrieblichen Umweltschutz" vergeben, einer für Groß-, und einer für Klein- und Mittelbetriebe. Nominiert sind etwa Bemühungen von Rewe um energiesparende Filialen oder das Modelabel Göttin des Glücks für die Umsetzung des Fair-Trade-Gedankens in der gesamten Produktionskette. Die Namensgeberin des Preises legte bei Coca-Cola Österreich den Grundstein für zahlreiche Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsprojekte. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2010)