Brüssel - Mit einem stundenlangen Sitzprotest haben mehr als 100 Passagiere der Billigfluggesellschaft Ryanair ihrem Ärger über die Umleitung ihres Fliegers auf einen anderen Flughafen Luft gemacht. Aus Frust darüber, dass ihre Maschine wegen einer Verspätung an ihrem Zielflughafen im französischen Beauvais bei Paris nicht landen konnte, blieben die Passagiere nach der Landung im belgischen Lüttich einfach sitzen und weigerten sich von einem Bus weiter transportiert zu werde.
Vierstündige Verhandlungen
Die Crew hat die meuternde Menge dann über Stunden im dunklen Passagierraum ohne Getränke und mit verschlossenen Toiletten zurückgelassen. Wie Polizei und Feuerwehr am Mittwochmorgen mitteilten, verließen sie erst nach vierstündigen Verhandlungen die Maschine.
"Die Verhandlungen waren so schwierig, dass wir nicht sicher waren, ob sie rauskommen würden", sagte ein Feuerwehrmann. Die Leute seien "sehr wütend" gewesen. Die Passagiere, die meisten von ihnen französische Touristen, hätten dann aber doch überzeugt werden können, das Flugzeug zu verlassen und im Flughafengebäude auf einen Bus zu warten. Dieser sollte sie nach Beauvais im Norden von Paris bringen.
Tür zum Cockpit blieb offen
Mit drei Stunden Verspätung war der Flieger am Dienstag erst um 19.15 Uhr Ortszeit im marokkanischen Fes abgehoben. Die Maschine landete dann kurz vor Mitternacht in Lüttich, weil der kleine Flughafen in Beauvais bereits geschlossen hatte. "Das ist nicht hinnehmbar", sagte der Passagier Mylene Netange. "Ohne uns zu warnen, ist das Flugzeug nicht in Beauvais, sondern in Lüttich gelandet." Sogar Familien mit kleinen Kindern beteiligten sich an dem Protest und blieben trotz verschlossener Toiletten an Bord. Die Piloten hätten nach dem Verlassen der Maschine sogar die Tür zum Cockpit offen gelassen, erzählte Reda Yahiyaoui, der mit seiner Frau und zwei Kindern im Flieger war.
Ryanair: Umleitung war "reine Routinemaßnahme"
Ryanair-Sprecher Stephen McNamara konnte den Frust der Passagiere nicht nachvollziehen. Nach seinen Angaben war der Flughafen von Beauvais wegen Nebels geschlossen. Deshalb hätten alle Flüge nach Lüttich umgeleitet werden müssen. Die Passagiere von drei der vier Maschinen seien widerspruchlos ausgestiegen, um von Bussen nach Beauvais gebracht zu werden, nur die eine Gruppe habe aufbegehrt.
Laut dem Sprecher handelte es sich bei der Umleitung um eine "reine Routinemaßnahme". Wären die Passagiere den Anweisungen der Besatzung gefolgt, wären sie schon viel früher mit Bussen nach Hause gebracht worden.(APA)