Wien - Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist nicht nur der junge Patient und seine Familie betroffen, sondern auch seine Schulklasse. Mit dem Dokumentarfilm "Wo war Patricia?" versucht die Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe (ÖKKH) bei Schulfreunden, Ängste abzubauen und Wissen zu schaffen. "Wichtig war uns, dass ausschließlich Betroffene selbst zu Wort kommen", erklärte Anita Kienesberger, Geschäftsführerin der ÖKKH, bei der Präsentation des Filmes in Wien.

Jährlich erkranken in Österreich etwa 250 Kinder und Jugendliche an Krebs, etwa 400 sind in Spitälern im ganzen Land in Behandlung. Eine von ihnen ist die 13-jährige Hauptdarstellerin Patricia Fahn, die an einem Hirntumor erkrankt war. In 14 Minuten wird die Geschichte des Mädchens "wie sie es selbst gesehen hat", so Kienesberger, erzählt. Schulkameraden würden in diesem Alter oft im Dunkeln tappen und sich Sorgen machen, weshalb die Erkrankung ausgebrochen ist und wie man damit umgehen soll.

Rückkehr in die Klasse schwierig

Nach einer lange Abwesenheit, die zur Genesung der Patienten benötigt wird, sei das Zurückkehren in die Klassen oft schwierig. "Man muss frühzeitig Ängste abbauen und Vorurteile auflösen. Für Kinder und Jugendliche ist es zum Beispiel oftmals noch nicht klar, dass Krebs nicht ansteckend ist", betonte Agathe Schwarzinger, Psychologin am AKH Wien. Doch auch das Abschied nehmen, sollte psychologisch begleitet werden, wenn es nötig ist. Die Überlebensrate bei Krebserkrankungen liegt bei Kindern bei etwa 75 Prozent.

Der 16-jährige Philipp Pruckner, der selbst bereits zweimal erfolgreich gegen Leukämie ankämpft hat, spielte ebenfalls im Film mit. "Die Krankheit war für mich zuerst sehr erschreckend, aber man wächst hinein", sagte Pruckner. Während seines Krankenhausaufenthaltes hatte er konstant Kontakt mit seiner alten Klasse und "alle zwei Wochen habe ich sie mit Mundschutz besucht", so Pruckner. Denn die Schule sei für erkrankte Kinder ein "Anker, der nicht wegbrechen darf", erklärte Kienesberger. Interessierte Schulen können an die ÖKKH herantreten und den Film kostenfrei bestellen, auch wenn keine Erkrankung vorliegt.

Finanziert wurde die 12.000 Euro teure Dokumentation, die auf Initiative von Betroffenen entwickelt wurde, von der Unternehmensberatung "die Berater". Die Firma bietet krebskranken Jugendlichen seit mehreren Jahren auch die Möglichkeit im Krankenhaus den Europäischen Computerführerschein (ECDL) zu absolvieren. "Das Leben muss weitergehen und dieses Projekt gibt den Betroffenen eine neue Perspektive", erklärte Kienesberger. (APA)