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Roberto Saviano in der Rai-Tre-Sendung 'Vieni Via Con Me' am 15. November

Foto: APA/ EPA/MATTEO BAZZI

Rom - Zwischen Italiens Innenminister Roberto Maroni und dem Starschriftsteller Roberto Saviano, Autor des Bestsellers "Gomorrha" über die Camorra in Neapel, ist ein heftiger Streit ausgebrochen. In einem Monolog im Rahmen der RAI-Sendung "Vieni via con me" sprach der Schriftsteller über Beziehungen zwischen der 'Ndrangheta, der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, und Maronis Partei Lega Nord. Die Mafia pflege seit jeher Kontakte zur Politik, in Norditalien hätte sie auch Verbindungen zur Lega, wie aus Untersuchungen der Mailänder Staatsanwaltschaft hervorgehe, erklärte Saviano.

Innenminister Maroni, der sich mit Engagements gegen die Mafia profiliert hat, reagierte empört auf die Beschuldigungen gegen seine Partei. "Als Minister und Lega-Politiker fühle ich mich von den verleumderischen Worten Savianos beleidigt, der offenkundige Vorurteile gegenüber der Lega hat", protestierte der Minister. Solidarisch mit Maroni zeigte sich Roms Bürgermeister Gianni Alemanno: "Maronis Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen sind der beste Beweis, dass seine Partei keinerlei Beziehungen zur Mafia hat", so Alemanno.

Maroni forderte die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI auf, ihn kommende Woche in die Sendung einzuladen, damit er auf Savianos Anschuldigungen reagieren könne. "Ich will auch im Namen von Millionen von Lega-Anhängern auf Savianos Behauptungen antworten, die sich über seine Worte empört haben. Saviano hat mich als einer der Minister bezeichnet, die am meisten im Kampf gegen die Mafia geleistet hat, und trotzdem verleumdet er meine Partei", protestierte Maroni. Der RAI-Manager Loris Mazzetti, der für die Sendung verantwortlich ist, erwiderte, dass demnächst keine Einladung für Maroni geplant sei. Maroni drohte, Staatspräsident Giorgio Napolitano einzuschalten, sollte ihm sein Recht auf öffentliche Replik verweigert werden.

Die Oppositionsparteien verteidigten Saviano. "Maroni will einen Schriftsteller einschüchtern, der wegen seines Kampfes gegen die Mafia unter Polizeischutz leben muss. Statt hitzig zu reagieren, sollte Maroni in seiner Partei aufräumen und unehrliche Politiker verjagen", sagte der Ex-Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, der Parlamentarier der Oppositionspartei "Italien der Werte" ist.

Misstrauensvotum gegen Bondi

Nach dem Einsturz eines Gebäudes im antiken Pompeji vor zehn Tagen gerät der italienische Kulturminister Sandro Bondi zunehmend unter Druck. Die Abgeordnetenkammer wird am 29. November einen Misstrauensantrag überprüfen, den die italienischen Oppositionsparteien gegen den Minister eingereicht haben. Sollte die Mehrheit der Abgeordnetenkammer für den Misstrauensantrag stimmen, wäre der Minister zum Rücktritt gezwungen.

Bondi, der ohnehin schon wegen der starken Ausgabenkürzungen im Kulturbereich im Visier der Opposition steht, hat bisher seinen Rücktritt hartnäckig verweigert. "Wenn ich auf irgendeine Weise für den Einsturz in Pompeji verantwortlich wäre, würde ich keine Minute länger warten, und zurücktreten", versicherte Bondi. Er versprach einen außerordentlichen Plan zur Restaurierung der verfallenen Gebäude im archäologischen Gelände östlich von Neapel.

Gegen Bondi protestieren auch die Denkmalpfleger heftig. Der Minister hatte behauptet, die archäologischen Stätten und Monumente in Italien sollten von Managern und nicht von Denkmalpflegern verwaltet werden, damit eine stärkere Kontrolle der Ausgaben bei Restaurierungen gesichert sei. Bondis Worte sorgten für Empörung. 17 Leiter regionaler Kulturaufsichtsbehörden, darunter die Denkmalpfleger Pompejis und Neapels, klagten in einem Brief an Bondi wegen der gravierenden Einschnitte im Kulturbereich, die die archäologischen Stätten schwer belasten, sowie gegen die Personalkürzungen. Ein Manager könne nicht die gründliche und geduldige Arbeit der Denkmalpfleger ersetzen, hieß es in dem Brief.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Klagen gegeben, dass sich die archäologische Stätte Pompeji in einem Zustand des Verfalls befinde. Kritisch über die Lage in Pompeji äußerte sich auch der Generaldirektor des italienischen Kulturministeriums, Mario Resca. "Seit 40 Jahren wird nichts mehr für die Instandhaltung Pompejis unternommen", klagte er.

Der Misstrauensantrag gegen den Kulturminister ist ein Damoklesschwert für die Regierung Berlusconi, die ohnehin schon seit Wochen wackelt. Sollte Bondi zum Rücktritt gezwungen werden, wäre dies ein harter Schlag für die Regierung, die sich am 14. Dezember im Abgeordnetenhaus einem Misstrauensvotum der Opposition unterziehen muss. Im Senat wird am selben Tag über ein vom Premierminister beantragtes Vertrauensvotum abgestimmt werden. Eine Niederlage in einer der Kammern würde Berlusconi zum Rücktritt zwingen und könnte zu vorgezogenen Neuwahlen führen. (APA)