Bankgeschäfte und Wertpapierkäufe im Internet zu erledigen ist längst kein Vorgang mehr, den sich nur junge Menschen zutrauen. Ältere Menschen setzen immer mehr auf das Internet, wie die direktbank.at erhoben hat.

***

Direktbanken, Bankgeschäfte nur im Internet, Wertpapier-Depot im Netz oder doch lieber eine Filiale? Und wer sind überhaupt die Kunden von Direktbanken? Trauen sich nur junge Leute ins Netz, oder ist Online-Banking auch ein Thema für ältere Menschen? Diesen Fragen ist die direktanlage.at nachgegangen. "Die Ergebnisse haben durchaus überrascht", sagt Ernst Huber, Vorstandsvorsitzender der auf Wertpapierinvestments spezialisierten Bank.

Von den Neukunden waren heuer bis Ende Oktober 32 Prozent - und damit der größte Anteil - zwischen 40 und 50 Jahre alt. 22 Prozent fallen in die Altersklasse 50 bis 60 Jahre, 13 Prozent sind zwischen 60 und 70 Jahren und vier Prozent sogar 70 plus. "Das zeigt, dass die Scheu vor Online-Banking gefallen ist", sagt Huber zum Standard. Den hohen Anteil älterer Menschen erklärt Huber damit, dass das jene Leute sind, "die noch im Job den Umgang mit einem Computer gelernt haben". Durch diese Kenntnisse falle auch die Scheu vor Bank- oder Wertpapiergeschäften im Internet.

Bei der Zusammensetzung der Depots halten Aktien mit einem Anteil von 40,3 Prozent und Fonds mit 40,9 Prozent einander die Waage. Anleihen, die in vielen Depots zur Absicherung großer Schwankungen liegen, haben bei Kunden der direktanlage.at ein Gewicht von 14, 4 Prozent. Es sind also relativ klassische Depots, die die Bankkunden haben. Der Anteil an hybriden Instrumenten liegt bei 3,5 Prozent, Optionsscheine sind mit 0,5 Prozent ganz seltene Käufe.

Ein Blick auf die Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft der Kunden zeigt ein klares Bild der Risikoaversion. Knapp 35 Prozent der Frauen und rund 23 Prozent der Männer sind "gar nicht risikobereit". Je näher es zu der Einstufung "sehr risikobereit" geht, desto mehr überholen Männer die Frauen. Der Anteil jener, die bereit sind mehr Risiko einzugehen, liegt allerdings zwischen knapp 0,5 bis fünf Prozent.

Depotstrukturen

Dieses Bild spiegelt sich auch deutlich in der Portfoliostruktur von Männern und Frauen wider. Aktien haben 64 Prozent der Männer im Depot, aber nur 37 Prozent der Frauen. Diese setzen lieber auf die als sicherer Hafen geltenden Anleihen, die einen Anteil von 36 Prozent ausmachen. Zum Vergleich: Anleihen machen in Depots von Männern nur sechs Prozent aus. Bei Fonds ticken Mann und Frau ähnlich: 20 Prozent machen diese im Depot von Männern aus, 23 Prozent bei Frauen.

Die Strategie der Veranlagung ist laut Studie abhängig von Einkommen und Vermögen, dem Wesen eines Anlegers, dem Bildungsniveau, dem Alter und dem Geschlecht. Im Summe zeige sich, dass das Thema Veranlagung noch immer eines sei, das mehrheitlich von Männern besetzt ist. Etwas mehr als 60 Prozent der Männer geben an, dass sie Spaß an der Veranlagung haben, von den Frauen sagen das knapp die Hälfte. Frauen veranlagen jedoch längerfristiger und kümmern sich daher weniger aktiv (15 Prozent) um ihre Veranlagung als Männer (rund 25 Prozent). In der Kundenstruktur des Discount Brokerage der direktanlage.at stellen Männer mit 81 Prozent die absolute Mehrheit dar, nur 19 Prozent der Kunden sind weiblich.

"2008 und 2009 haben aber gezeigt, dass Frauen mit ihrer Veranlagung im Schnitt drei bis fünf Prozent mehr verdient haben als Männer", sagt Huber. Auch in der Krise hätten sich die Portfolios von Frauen resistenter gezeigt.

Geht es um das Kostenbewusstsein, haben aber Frauen die Nase vorn. In Summe vergleiche nur jeder zehnte Kunde die Bankkonditionen. Zum Vergleich: Bei Mobilfunktarifen vergleichen etwa 22 Prozent die Kosten. Geht es um den Spritpreis, legen 58 Prozent Kostenbewusstsein an den Tag. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2010)