Naturfilmer Georg Riha.

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Die Camcat kam nur einmal zum Einsatz. Nicht, dass Georg Riha die von ihm erfundene Seilkamera für seine neue Universum-Doku "Wiener Wasser" (Donnerstag, 21.05 Uhr, ORF 2) nicht einzusetzen gewusst hätte: Es scheiterte allein am schnöden Mammon: "Überall wird gespart", sagt Riha. Letztlich entstand der Film mit dem ORF in Kooperation mit den Wiener Wasserwerken. Riha verfolgt den Verlauf der Wiener Hochquellwasserleitungen von Rax, Schneeberg und Hochschwab bis in die Wasserspeicher der Bundeshauptstadt und wie das Wasser über Großverbraucher wie AKH schließlich in den Schlammbecken der Kläranlagen landet.

Der Naturfilm schafft Einblicke in verborgene Versorgungsstationen, macht Alltagsprozesse transparent, zeigt Tiere und Pflanzen auf den Arealen der Wasserspeicher. In Verbindung mit HD-Technik und bei Riha gewohnt poetisch-exakter Kameraführung und Wolfgang Böck als Sprecher mit Charme ergibt das Bildungsfernsehen im besten Sinne.

In abgeschlankter Form: Riha hat harte Zeiten hinter sich, legte "eine schöne Brez'n" hin, wie er sagt. 2008 stattete er Olympia in Peking noch mit sechs Seilkamerasystemen aus. Aus einem finanziellen Engpass wollten ihm danach Banken und Leasingfirmen in der Finanzkrise nicht mehr helfen, also meldete er im Jänner 2009 für eine seiner Firmen Insolvenz an: "Irgendwie ist in mir dann etwas zerbrochen."

Ackergaul zieht nicht mehr

Ein Insolvenzverfahren läuft, bis zum nächsten Jahr will Riha die erste Hälfte der Quote für einen Zwangsausgleich beglichen haben. Die Rechte an der Camcat sind verkauft, Riha konzentriert sich auf die Produktion seiner Filme: "In den Monaten danach waren alle verblüfft. Alle glaubten, ich bin der Ackergaul, der immer alles gezogen hat und immer weiter zieht. Sorry, die ganzen technischen Möglichkeiten gibt's nicht mehr. Für mich war Jammern nie eine Kategorie." Gegenwärtig bastelt er nebenbei an einer neuen Erfindung, über den Investor will er (noch) nichts verraten.

"Wiener Wasser" könnte seine letzte "Universum"-Dokumentation sein, sagt Riha. Mit den Turbulenzen um die zu Dietrich Mateschitz abgewanderte Redaktion peilt auch er neue Wege an: "Ja, es gab Gespräche mit Servus TV. Ich bin offen, aber es gibt kein konkretes Projekt." Den Sender schätzt er für seine "wohltuende neue Sprache". Mateschitz traut er auch beim Fernsehen einiges zu: "Siehe Sebastian Vettel."

Der ORF schreibt die "Universum"-Leitung neu aus, für den ehemaligen Chef hat er Verständnis: "Dem Walter Köhler streue ich Rosen, obwohl es manchmal zwischen uns Spannungen gab. Aber was er geleistet hat und wie er sich behauptet hat: Hut ab." Dem ORF wünscht er, dass "er begreift, was hier durch den Universum-Mythos geleistet wurde und dass nun nicht die Gefahr besteht, dass alles zerrinnt. Die Hoffnung habe ich - allein, mir fehlt ein bisschen der Glaube." (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 18.11.2010)