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Der zypriotische Präsident Dimitris Christofias und der Volksgruppenführer Dervis Eroglu bei einem der Grenzübergänge im Oktober.

Foto: AP/dapd/Petros Karadjias

Istanbul/Nikosia - Einmal wenigstens hat die zyperngriechische Lobby in den USA gegen den Hotelkönig Murat Buzoglu den Kürzeren gezogen. Jennifer Lopez, Rihanna und Julio Iglesias hat sie verhindert, die Popsängerin Anastacia aber ist nun in Buzoglus Fünfsterne-Hotel Cratos in Nordzypern aufgetreten. Gefeiert wurde diese Woche die Gründung der Republik vor 17 Jahren.

Sehr viel mehr Anerkennung als durch die Schutzmacht Türkei und das Konzert eines amerikanischen Popstars bringt der türkische Volksgruppenführer Dervis Eroglu allerdings nicht mit, wenn er heute, Donnerstag, bei der Uno in New York auf den zypriotischen Präsidenten Dimitris Christofias trifft.

Das Krisengespräch unter Vermittlung von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon soll die festgefahrenen Verhandlungen über die Insel in Schwung bringen. Doch nach vier Jahrzehnten Teilung ist Endzeitstimmung. Eroglu sprach in der Rede zum Feiertag seiner Republik von einem "sehr wichtigen Wendepunkt". Die Uno müsse den Zyperngriechen nun eine Frist für das Ende der Verhandlungen setzen, hatte Eroglu bei seinem Besuch in Berlin im Oktober gesagt. Christofias aber verwehrt sich gegen jedes Ultimatum der Uno. "Wir haben im Jahr 2004 eine bittere Erfahrung gemacht", erklärte er mit Blick auf den gescheiterten Föderationsplan des damaligen Generalsekretärs Kofi Annan.

Beobachter sehen bei dem Treffen in New York mehrere Optionen: die unwahrscheinliche, derzufolge die Zypernfrage als unlösbar erklärt wird; die wünschenswerte, bei der ein neuer stärkerer Rahmen für die UN-Verhandlungen beschlossen wird. Eine dritte, realistische Option für Zypern ist im Zusammenhang mit den EU-Beitrittsverhandlungen der Türkei aufgetaucht. Es sind pragmatische Schritte, die EU-Parlamentarier und Think Tanks vorschlagen: zunehmende Freizügigkeit für Griechen und Türken auf der Insel, weitere Übergänge entlang der grünen Linie - der siebente, in Limnitis, wurde im Oktober geöffnet -, die Öffnung des nordzyprischen Hafens Famagusta unter EU-Aufsicht, sowie der angrenzenden Geisterstadt Varosha, die militärisches Sperrgebiet ist; weitere Verhandlungen über Restitutionen oder Entschädigungen im Rahmen der Immobilienkommission im türkischen Teil. Zwar hatte der Rechtsausschuss des EU-Parlaments eine Entscheidung über die Aufnahme von Handelsbeziehungen der Union mit Nordzypern abgelehnt. Eine Abstimmung im Plenum ließe sich dennoch erreichen, meint die Sprecherin der Europäischen Grünen, Ulrike Lunacek. "Vielleicht können wir die Sozialdemokraten im Parlament überzeugen." Der naheliegendste Weg, um Bewegung in die Zypernfrage zu bringen, scheint jedoch verbaut. Die Türkei ist nicht bereit, wie vertraglich zugesichert die eigenen Häfen für zypriotische Transporte zu öffnen. (Markus Bernath(DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2010)