Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) ist kein Hitzkopf, der leichtfertig Angst und Schrecken verbreitet. Seine ungewöhnlich deutliche Warnung, dass in Deutschland unmittelbar ein islamistischer Terroranschlag bevorstehen könnte, wird in Deutschland daher sehr ernst genommen.

Bis jetzt sind die Deutschen von derartigem Terror verschont geblieben. Anders als 2004 in Madrid oder 2005 in London sind noch in keiner deutschen Großstadt verheerende Bomben explodiert. Doch die latente Bedrohung ist immer da. Deutschland hat sich zwar nicht im Irakkrieg engagiert, ist aber mit einer immer größeren Anzahl von Soldaten in Afghanistan präsent. Das macht es zu einem potenziellen Ziel für Terroristen.

Nun haben sich die Anzeichen, dass erhöhte Gefahr besteht, seit Wochen verdichtet. Was eine derartige Terrorwarnung bei der Bevölkerung auslösen kann, muss dem Innenminister klar sein. Paradoxerweise können die Deutschen nun hoffen, dass sich ihr oberster Sicherheitsminister wieder einmal geirrt hat.

Denn die Paketbomben aus dem Jemen hatte er zunächst für einen Fehlalarm gehalten und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gar nicht informiert, worüber diese ziemlich sauer war und das auch nicht verheimlichte. Gut möglich, dass de Maizière mit seiner aktuellen Warnung ein Scharte auswetzen will. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2010)