Wien - Die rund 450.000 heimischen Handelsangestellten müssen weiter auf ihren Lohnabschluss warten. Nach 10 Stunden sind sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auch in der fünften und damit letzten regulären Kollektivvertragsrunde nicht einig geworden. Hauptknackpunkt war die Forderung der Gewerkschaft nach einem Mindestlohn von 1300 Euro brutto für Vollzeitkräfte.

Wann weiter verhandelt wird, ist noch offen. Die Gewerkschaft will nun den Druck erhöhen und bereits heute beim Handelstag der Bundessparte Handel in Baden eine Aktion starten, sagte der Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Manfred Wolf. "Die sollen gescheiter mit uns verhandeln, statt ins Casino zu gehen", zeigte sich Wolf verärgert. In weiterer Folge sollen regionale Betriebsrätekonferenzen und ein bundesweiter Aktionstag folgen.

ÖGB: "Machen keine Tauschgeschäfte"

Die Arbeitgeber sprachen von einer Annäherung, bezeichneten die Gehaltswünsche der Gewerkschaft aber als zu hoch. "Die Arbeitgeber wollten uns einen Prozentsatz oder 1300 Euro bieten. Solche Tauschgeschäfte machen wir aber nicht", sagte Wolf. Fritz Aichinger, Chefverhandler der Arbeitgeber, sieht das naturgemäß etwas anders: "Wir haben ihnen 2 bis 2,3 Prozent geboten. Ich finde damit haben wir ein faires Angebot gemacht." Schließlich koste jeder Prozentpunkt 180 Millionen Euro.

Der Verhandlungsabbruch stößt den Grünen sauer auf. Deren Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz zeigte sich "entsetzt" über die "schändliche Lohndrückerei" bei den aktuellen KV-Verhandlungen. "Es ist schändlich, dass die Arbeitgeber im Handel nicht bereit sind, für Vollzeitarbeit einen existenzsichernden Lohn zu zahlen. Große Konzerne wie Rewe steigern ihre Umsätze jährlich um über 10 Prozent und bejubeln den Unternehmenserfolg, doch die Mitarbeiter haben davon nichts", kritisierte Schatz am Donnerstag in einer Aussendung. Verkäufern werde "zugemutet", sich mit 950 Euro pro Monat "durchs Leben zu schlagen". "Das ist im höchsten Maße unmoralisch", befindet sie.

Wann weiter verhandelt wird, steht derzeit noch nicht fest. (APA)