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Demonstrantin in Rom

Foto: AP/dapd/Gregorio Borgia

Rom - Italienische Studenten und Schüler haben am Mittwoch massiv gegen die von der Regierung von Silvio Berlusconi beschlossene Einschnitte im Schul- und Universitätswesen protestiert. 100 Demonstrationen fanden laut den Organisatoren in mehreren Städten des Landes statt. Ein Demonstrantenzug zog bis zum Regierungssitz in Rom. Die Demonstranten skandierten Slogans für das Bildungsrecht. Sie beschuldigten die Regierung Berlusconi, mit der Reform das staatliche Universitätssystem auszuhungern.

Die Reform von Unterrichtsministerin Mariastella Gelmini sieht beträchtliche Einsparungen im Universitätsbereich vor. Im Reformpaket heißt es, dass fünf Professoren, die pensioniert werden, nur durch eine Person ersetzt werden sollen. Geplant ist zudem eine radikale Änderung des Auswahlverfahrens für Professorenstellen und strenge Auflagen für Hochschulen mit Budgetdefiziten. Damit soll vor allem ein deutlicher Schritt gegen die Günstlingswirtschaft in den Universitäten unternommen werden, so die Regierung.

Universitäten sollen künftig eigene Manager für den Finanzbereich bekommen. In der Reform ist auch das Prinzip der Autonomie der Universitäten verankert, die eine größere Verantwortung im finanziellen, wissenschaftlichen und didaktischen Bereich übernehmen sollen. Schlecht verwaltete Universitäten sollen weniger Geld vom Staat erhalten und können im schlimmsten Fall sogar unter Aufsicht eines Kommissars gestellt werden, der die Bilanzen in Ordnung bringen soll. Mit der Universitätsreform will die Regierung Berlusconi die Zahl der Professoren pro Student reduzieren. Die Kosten der veralteten italienischen Universitäten seien zu hoch. Allein im kommenden Jahr will die Regierung im Universitätsbereich 700 Millionen Euro einsparen.

Trotz heftiger Proteste hatte die Regierung Berlusconi 2008 bereits eine umstrittene Schulreform verabschiedet. Die Reform sieht die Streichung von 87.000 Lehrerstellen und 44.500 Jobs im administrativen Bereich vor, was dem Staat Einsparungen im Wert von sieben Prozent der jährlichen Ausgaben für die Schulen bescheren soll. Zudem können Schüler wegen schlechten Benehmens jetzt durchfallen. Volksschüler werden fünf Jahre lang vom gleichen Lehrer unterrichtet und müssen Schuluniformen tragen. (APA)