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Constantini sarkastisch: "Wir werden schauen, dass wir keinen Elfer mehr zugesprochen bekommen."

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Wien - Der verschwitzte griechische Spielmacher Georgios Karagounis ist am Mittwochabend in den Katakomben des Happel-Stadions über Dietmar Constantini gestolpert. Er suchte und fand das kurze Gespräch, entschuldigte sich für den glücklichen bis zufälligen 2:1-Erfolg, sagte, dass Österreich eine "Supertruppe" habe.

Der gebauchpinselte Teamchef erzählte am Tag danach von dieser nahezu kitschigen Begebenheit. "Das war keine noble Geste, warum sollte Karagounis schleimen? Er meinte es ehrlich." Constantini war wieder schmerzfrei, "obwohl so eine Niederlage körperlich wehtut. Aber im spielerischen Bereich gab es eine weitere Steigerung, da haben wir sie beherrscht." Er resümierte die Ereignisse, das völlig reguläre, aber nicht gegebene Kopftor von Stefan Maierhofer, den vergebenen Elfmeter des Florian Klein in der vierten Minute. Das war fast komisch, denn der Austrianer war der Dritte in einer illustren Runde, zuvor hatten Christian Fuchs und Paul Scharner Strafstöße versemmelt. Natürlich in anderen Partien, gegen die Schweiz und gegen Kamerun. Was man dagegen unternehmen kann? "Die einfachste Lösung wäre, dass uns keine Elfer mehr zugesprochen werden." Scherz weg, Constantini irritierte, "dass alle drei keinen Anlauf genommen haben. Man müsste die künftigen Schützen ein paar Meter zurückreißen. Vielleicht sollten irgendwann die Stürmer Verantwortung übernehmen."

Sieben Länderspiele wurden im Jahr 2010 absolviert, die Bilanz war ausgeglichen, drei Siege, drei Niederlagen, ein Remis. Die Erfolge wurden zu zwei Drittel in der EM-Qualifikation erzielt, da liegt man voll im Plan. Die Freundschaftspartien wurden von den Ergebnissen her eher vergeigt, die Interpretation, dass Constantini halt keine Freunde hat, wäre natürlich absolut blöd. "Wir sind weiter als 2009." Das Vorjahr wurde mit einem 1:5 gegen Spanien abgeschlossen.

Feuer entfacht

2010 wurde ein Stamm gefunden ("Das Personal bleibt, darauf kann man bauen, da ist Feuer drinnen" ) und ein nachvollziehbares System kreiert, es lautet 4-2-3-1. Die Solospitze mimte zuletzt dreimal Maierhofer, er hat Kapitän Marc Janko verdrängt. Der Stürmer vom niederländischen Meister Twente ist also nicht gut genug fürs österreichische Team. Constantini umschreibt das so: "Bei Bayern sitzt der WM-Schützenkönig Thomas Müller auf der Bank. Neben Miroslav Klose. Das war keine Entscheidung gegen Janko, sondern für Maierhofer. Es gab keinen Grund, ihn rauszustellen.

Janko zählt trotzdem zu den Absteigern, Ümit Korkmaz, Erwin Hoffer und Sebastian Prödl leisten ihm Gesellschaft. Innenverteidiger Prödl übertrug die Fehler, die ihm bei Werder Bremen regelmäßig unterlaufen, gnadenlos aufs Team. Aufgestiegen sind dafür Maierhofer, Marko Arnautovic, Goalie Jürgen Macho, Zlatko Junuzovic und Christian Fuchs. Der Mainz-Legionär erzielte das zwischenzeitliche 1:1, er ist mangels Janko Kapitän. Fuchs bezeichnete das Jahr als "absoluten Fortschritt. Wir haben eine Siegermentalität bekommen." Er schränkte allerdings ein: "Es könnten mehr Siege sein. Kaltschnäuzigkeit und Effizienz sind ausbaufähig."

Constantini gestand ein, "dass noch viele Fehler passieren. Aber mir ist lieber, wir riskieren und spielen Fußball, der sich sehen lässt." Es habe Schlüsselpartien gegeben, zum Beispiel das klägliche 2:0 gegen Kasachstan, die Tore fielen erst in der Nachspielzeit. "Wäre es beim 0:0 geblieben, säße ich nicht mehr da." Als "ganz schrecklich" habe er die 89. Minute in Brüssel empfunden, Belgien schoss das 4:3. "Da dachte ich, steh auf, geh heim, und komm nie wieder." Martin Harnik glich noch aus. "Also bin ich nicht heimgegangen."

Die Batterie sei nun leer, "aber die lädt sich rasch wieder auf" . 2011 wird am 9. Februar in Eindhoven gegen Vizeweltmeister Niederlande gestartet, zu diesem Zeitpunkt ruht die österreichische Meisterschaft noch. "Ein Risiko, aber wurscht. Wir sind eben verrückt. Ob wir schon so weit sind, um gegen Deutschland und die Türkei zu bestehen, weiß ich nicht." Wichtiger Nachsatz: "Ich wünsche frohe Weihnachten."(Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 19.11.2010)