Conakry - Nach zwischenethnischer Gewalt und der Ausrufung des Notstands im westafrikanischen Guinea hat der Sieger der Präsidentenwahl, Alpha Condé, seine Landsleute zur Ruhe aufgerufen. Krawalle und Zerstörungen brächten das Land nicht voran, sagte der 73-jährige Chef der "Sammlungsbewegung des Volkes Guineas" (RPG) am Donnerstag dem Sender "France 24".

Seinem in der Stichwahl vom 7. November unterlegenen Widersacher, Ex-Premier Cellou Dalein Diallo, von der "Union der Demokratischen Kräfte" (UFDG) bot er eine Zusammenarbeit an. Diallo will das Ergebnis der ersten freien Wahl seit der Unabhängigkeit 1958 vor dem Obersten Gericht anfechten.

Zu den Zusammenstößen zwischen den beiden größten Volksgruppen, den Fulani (Peul) und den Malinke, war es nach der Kundmachung des Endergebnisses gekommen. Diallo ist Peul, Condé Malinke. Nach Angaben der Wahlkommission in Conakry kam Condé auf einen Stimmenanteil von 52,5 Prozent.

Bei den Unruhen sind bisher mindestens sieben Menschen getötet worden. Der in der Nacht auf Donnerstag ausgerufene Notstand und die nächtliche Ausgangssperre sollen andauern, bis das Oberste Gericht die Wahlergebnisse bestätigt hat. In einigen Städten wie in Labé im Norden gilt die Ausgangssperre auch tagsüber. Es gab Berichte über Plünderungen. In Online-Foren Guineas machten unterdessen Gerüchte über ethnische Gewalt bis hin zu einem befürchteten Völkermord an der Volksgruppe der Peul die Rede.

Diallo war unter dem verstorbenen Militärmachthaber General Lansana Conté Premier. Condé gilt dagegen als der "historische Oppositionsführer" und war 1970 unter der Herrschaft des ersten Präsidenten (1958-84) Ahmed Sékou Touré in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. (dpa, red, STANDARD-Printausgabe, 19.11.2010)