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Symbolfoto: Eine Aktion der Tierschutzorganisation PETA in Pennsylvania. 

Foto: REUTERS/Yuri Gripas

Wien / Wiener Neustadt - Für Nikolaus Kulmer vom steirischen Verein "Tier WeGe", der illegale Tiertransporte dokumentiert und zu verhindern versucht, ist die Auszeichnung ein Signal: "Von Polizei und Justiz werden wir verfolgt, aber der Gesundheitsminister zeichnet uns aus", sagt er.

Tatsächlich stand Kulmer Mittwochabend in der - laut Einladung - "ORANGerie" des Schlosses Schönbrunn direkt neben Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), um für seinen Verein zum "Besten Freund der Tiere" prämiert zu werden. Den insgesamt acht Gewinnern - vier Organisationsrepräsentanten, vier Einzelmenschen - überreichte Stöger Urkunden sowie Schecks à 1500 Euro: den ersten bundesweiten Preis für Tierschutz.

Bemerkenswert, laut Kulmer, denn "gegen die 'Tier WeGe' wird im Zuge des Antitierschützerverfahrens in Wiener Neustadt ja immer noch ermittelt". Und nicht nur gegen sie. Auch ein zweiter Preisträger stehe im Fadenkreuz der Fahnder: "Beim Salzburger Verein 'RespekTiere', der Missstände beim Umgang mit Nutztieren aufzeigt, hat erst vor sechs Wochen eine Hausdurchsuchung stattgefunden."

Der Tierschützerpreis sei keine Kritik am Tierschützerprozess, betont man hingegen im Büro Stöger. "Die Auszeichnungen wurden ganz objektiv vergeben", sagt ein Sprecher: "Die Einreichungen gingen an einen 'Tierschutz-Scout', die Preisentscheidungen wurden von einer unabhängigen Jury gefällt." Dass auch der Verein gegen Tierfabriken (VGT), dessen Vorstand im Wiener Neustadt vor Gericht steht, nominiert worden war, ist für Tierschutz-Scout Regina Prehofer selbstverständlich: "Das ist ein bekannter Verein, den man in dem Bereich nicht ignorieren kann".

Der Tierschützerprozess geht kommenden Montag weiter - mit zwölf Tagsatzungen für Zeugen der Anklage und Verlesungen im Dezember. Zeugen der Verteidigung werden bis Jahresende nicht gehört. Am Donnerstag sorgten Zeitungsberichte über eine angeblich eineinhalb Jahre in den VGT eingeschleuste Polizeispionin für Aufsehen. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 19. November 2010)