Was hat die Regierung nicht für ein Theater um das Budget veranstaltet! Um Wochen verschoben musste es werden, weil die Verhandlungen so schrecklich kompliziert seien - und trotzdem haben es die Ministerien nicht geschafft, sich in einer entscheidenden Frage wie jener der Pensionen abzustimmen. Josef Prölls Kritik an den Reformen des Sozialministeriums liest sich so, als wäre er nicht Vizekanzler, sondern Oppositionsführer.

Abgesehen von der Unprofessionalität der Koalition: In der Sache hat Pröll recht, wenn er ein früheres Aus der Hacklerregelung fordert, die gut situierte Beschäftigte in die Frühpension lockt. Ärgerlich ist aber die Haltung zur Invaliditätspension, wo er kaltschnäuzig kürzen will.

Zweifellos ist etwas faul, wenn ein Viertel aller Pensionisten als invalid um die 50 in den Ruhestand geht. Da mag es einige geben, die eine magere Frühpension (im Schnitt 925 Euro) vorziehen, um sich am Tennisplatz zu vergnügen. Doch dem Gros Tachinieren zu unterstellen, ist zynisch: Invaliditätspensionisten sterben zehn Jahre früher als reguläre Alterspensionisten, 40 Prozent waren vor dem Ruhestand arbeitslos. Der Druck im Berufsleben nimmt zu, Krankheiten wie Burnout sind kein Hirngespinst.

Es ist deshalb klug, in Rehabilitation zu investieren, um Arbeitnehmer länger im Job zu halten. Doch dafür will Pröll keinen Cent lockermachen - und haut damit echten Hacklern, die nicht mehr weiterkönnen, das Hackl ins Kreuz. (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 19.11.2010)