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Der russische Präsident Dmitri Medwedew nimmt Kurs auf Lissabon

AP Photo/RIA Novosti, Dmitry Astakhov, Presidential Press Service

Bis zu einer Teilnahme Russlands an dem von der Nato geplanten Raketenschild für Europa ist es aus russischer Sicht noch ein weiter Weg. Es liege nicht im Interesse Russlands, stummer Statist in einem fremden Projekt zu sein, sagte der russische Nato-Botschafter Dmitri Rogosin.

Die größte Hürde für ein gemeinsames Raketenabwehrsystem liegt laut Rogosin innerhalb der Allianz. "Die Nato-Mitgliedsländer haben sich untereinander noch nicht einmal darauf geeinigt, wie ein solches System aussehen und wie viel es kosten soll", sagte Rogosin der Zeitung Iswestija.

Russland befürchtet, dass die Nato die russische Mitarbeit beim Raketenschild nur dafür benötigt, die Legitimität des umstrittenen Systems zu erhöhen. Für Russland biete der Raketenschild aber keine zusätzlichen Sicherheitsgarantien, schreibt das russische Magazin Expert .

Dementsprechend gering sind die Erwartungen an den Nato-Gipfel in Lissabon: "Das ist ein symbolischer Event, der eine bessere Atmosphäre in unseren Beziehungen markieren soll, nicht mehr", sagte Fjodor Lukjanow, Politologe und Chefredakteur von "Russland in der globalen Politik".

Eine größere Zukunft als ein gemeinsames Raketenabwehrsystem hat laut Rogosin die Zusammenarbeit in vier Bereichen: Kampf gegen den internationalen Terrorismus, Kampf gegen die Piraterie, Afghanistan und bei technologischen Katastrophen.

Russland war in letzter Zeit - motiviert von der Neustartpolitik des US-Präsidenten Barack Obama - zu Zugeständnissen bereit: Moskau hat Nato-Transportlieferungen über sein Territorium nach Afghanistan zugestimmt und ist von einem lukrativen Raketenliefervertrag mit dem Iran zurückgetreten.

Doch damit könnte nun Schluss sein. Russische Experten erwarten durch die Verzögerung bei der Ratifizierung des Abrüstungsvertrags Start durch die USA auch einen Rückschlag für das Verhältnis zwischen Russland und der Nato. "Russland wird sich weniger engagieren und weniger in die Beziehungen investieren. Die Skepsis gegenüber dem Westen wird zunehmen", sagte Dmitri Trenin, Direktor des Moskauer Carnegie-Zentrums, zum Standard. (Verena Diethelm aus Moskau, STANDARD-Printausgabe, 19.11.2010)