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Eine Fernsehaufnahme zeigt das Umfeld des Kohlebergwerks, in dem sich die Explosion ereignete.

Foto: Reuters TV
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Wellington - Auch über 48 Stunden nach der Gasexplosion in einer neuseeländischen Kohlemine gibt es von den vermissten 29 Bergleuten noch kein Lebenszeichen. Wegen giftiger Gase und der Furcht vor weiteren Explosionen durften bis Sonntagnachmittag (Ortszeit) die bereitstehenden Rettungskräfte den Stollen nördlich von Greymouth auf der neuseeländischen Südinsel noch nicht betreten. Nun soll eine Bohrung zu dem Stollen Klarheit über die Situation unter Tage bringen. Erstmals durften auch die Angehörigen der Vermissten an den Unglücksort.

"Wir müssen ganz sicher sein, dass wir unsere Leute nicht in eine explosive Umgebung schicken", sagte Trevor Watts von der neuseeländischen Bergwerks-Rettungsorganisation am Sonntag. Dabei gehe es um die Sicherheit der Kumpel, die gerettet werden sollen, und die der Retter selbst. Sechs Fünf-Mann-Teams hielten sich in einem rotierenden Schichtsystem bereit, jederzeit in die Mine hineinzugehen. "Das sind alles unsere Brüder. Wenn es auch nur die geringste Möglichkeit gäbe, da runterzugehen - wir würden", sagte Watts.

Schwankende Luft-Werte

Alle halbe Stunde werden in dem Stollen Luftmessungen vorgenommen. Allerdings lieferten sie schwankende Werte, so dass ein sicherer Einsatz des Rettungsteams noch immer nicht möglich sei, so Watts. "Wir haben keine Ahnung, wie lange es dauern wird, aber wir sind nach wie vor darauf konzentriert, die Jungs da rauszubringen", sagte auch der örtliche Polizeichef Gary Knowles.

Nach Angaben des Chefs der Pike-River-Kohlegrube, Peter Whittall, ist vermutlich ein Schwelbrand in der Mine, bei dem Kohle oder eine andere Substanz verbrenne, für die Gasentwicklung verantwortlich. Durch den Brand entstünden Hitze und giftige Gase wie Kohlenmonoxid, sagte er.

Luftloch

Nun soll von der Oberfläche aus ein Loch mit 15 Zentimetern Durchmesser zu dem rund 150 Meter unter der Oberfläche verlaufenden Stollen gebohrt werden. Durch das Loch könnte man weitere Luftmessungen vornehmen, aber auch kleiner Gegenstände wie Kameras in den Stollen herablassen. Außerdem könnte man über Mikrofone auch hören, wenn in dem Stollen gesprochen werde, sagte Whittall. Dabei müsse aber ausgeschlossen werden, dass elektrische Geräte eine weitere Explosion auslösen. Für die Bohrung werde man voraussichtlich 16 bis 24 Stunden brauchen.

Erstmals seit der Explosion am Freitag durften am Sonntag Angehörige der Vermissten den Unglücksort besuchen. Sie wurden mit Bussen zu der Mine in dem unwegsamen Berggebiet rund 50 Kilometer nördlich von Greymouth gefahren. "Die Leute beginnen zu verzweifeln", sagte Bürgermeister Tony Kokshoorn, "man sieht es in ihren Gesichtern." Am Samstagabend war in einem gut besuchten Gottesdienst in Greymouth für die Vermissten gebetet worden. "Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, ob sie tot sind oder leben", sagte ein Mann, der nach dem Gottesdienst unter Tränen die Kirche verließ. (APA/dpa)