Bild nicht mehr verfügbar.

Pius Strobl erklärt seinen Rücktritt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Bild nicht mehr verfügbar.

Wrabetz: "Strobl hat mich informiert, dass er in dieser aufgeheizten Situation keine Möglichkeit sieht, seine Tätigkeit fortzusetzen."

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Bild nicht mehr verfügbar.

Strobl: "Ich habe leider für manche, die unbedingt abdrücken wollten, einen Elfmeter aufgelegt."

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Freitag, 0.57 Uhr. Pius Strobl verschickte per Handy, was er elf Stunden später am Küniglberg vor Journalisten verkündet: "Es ist vorbei ..." Der Kommunikationschef des ORF tritt mit sofortiger Wirkung zurück.

Gestolpert ist Strobl letztlich über die Abhöraffäre, bei der eine ORF-Mitarbeiterin während des Stiftungsrats in seinem Auftrag Gespräche von Journalisten und Direktoren mitgeschnitten hatte.

Es falle ihm schwer zu gehen, sagte Strobl: "Mein Generaldirektor ist davon nicht überzeugt. Aber er versteht mich." Er habe die Gefahr gesehen, seine "persönliche Reputation zu verlieren" und als jemand zu gelten, "der nichts kann und Missbrauch betreibt." Den Rücktritt habe er seit einigen Tagen überlegt, sagte Strobl. Er habe sich gemeinsam mit seiner Frau und seinen "weinenden Kindern", die auf die kolportierten Vorwürfe äußerst betroffen reagiert haben, für den Rückzug entschieden - "weil ich Selbstachtung habe". Das Aufzeichnen der Gespräche bezeichnete er als "unglückseligen Vorfall", für den er sich zum wiederholten Male entschuldigte. "In einer pressekonferenzähnlichen Situation wollte ich O-Töne der Direktoren", erklärte Strobl.

Ausschlaggebend für den Rücktritt war, dass bis heute "kein Direktor, Redakteur, Journalist, Betriebsrat, kein Redakteurssprecher und Landesdirektor mich fragte: Wie war das eigentlich?" Strobl hält das für eine "stillose, menschenverachtende Vorgehensweise", so dass es "mir nicht mehr möglich wäre, mit manchen vorurteilsfrei zu arbeiten."

"Nicht kontaktiert"

Dagegen verwahren sich die ORF-Direktoren. Sie halten fest, "dass wir auf eine Aussprache mit ihm in der gestrigen Geschäftsführersitzung gedrängt haben, diese aber nicht möglich war. Umgekehrt wurde keiner von uns von Pius Strobl in den letzten Tagen aktiv kontaktiert."

Noch am Abend zuvor stärkte Generaldirektor Alexander Wrabetz nach einer Geschäftsführungssitzung seinem Sprecher den Rücken: Es seien "Fehler passiert, aber es hat definitiv keine Abhöraktion gegeben", sagte Wrabetz zur APA.

Nach Strobls Erklärung betonte Wrabetz nochmals sein ausdrückliches Bedauern. Die Agenden übernimmt interimistisch Büroleiter Martin Biedermann. Die Pressestelle leitet wie bisher Rainer Scheuer.

Aus Kreisen der ÖVP, FPÖ und des BZÖ kam am Freitag Zustimmung zu Strobls Schritt. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 20./21.11.2010)