ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat den Rücktritt seines Kommunikationschefs Pius Strobl am Freitag bedauert. "Strobl hat mich informiert, dass er in dieser aufgeheizten Situation keine Möglichkeit sieht, seine Tätigkeit fortzusetzen", so Wrabetz nach dem Rücktritt Strobls vor seinem Büro im 6. Stock des ORF-Zentrums im Gespräch mit Journalisten. Wrabetz habe diesen Entschluss akzeptiert und "großen Respekt" für diesem Schritt.

Dass ein Pressesprecher eines solchen Unternehmens, das immer wieder in der Kritik steht, exponiert ist, sei klar. Strobl habe die "Leistungen des ORF aber auch bei Gegenwind immer gut vertreten", so der ORF-Chef. Er habe die Causa am Donnerstag mehrere Stunden mit Strobl besprochen. "Ich habe selbst keinen Grund für weitere Schritte gesehen", sagte Wrabetz. Strobl hinterlasse eine gut geführte Abteilung. Um dessen Agenden im Kommunikations- und Marketingbereich werde sich nun vorübergehend Wrabetz' Bürochef Martin Biedermann kümmern, Leiter der Pressestelle bleibe Rainer Scheuer.

"Weil ich Selbstachtung habe"

ORF-Kommunikationschef Pius Strobl bezeichnete seinen Rücktritt als "richtigen Schritt". ORF-Chef Wrabetz sei davon zwar "nicht überzeugt" gewesen, dieser könne ihn aber "verstehen". Die Entscheidung für den Rückzug sei "nicht einfach" gewesen, und er sei darüber auch "sehr traurig". Dass er gehen werde, sei ihm bereits seit einigen Tagen klar gewesen. Er habe sich gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern, die auf die kolportierten Vorwürfe äußerst betroffen reagiert haben, für den Rückzug entschieden - "weil ich Selbstachtung habe". Das umstrittene Mitschneiden von Direktorengesprächen mit Journalisten rund um die jüngste Stiftungsratssitzung im ORF bezeichnete Strobl einmal mehr als "unglückseligen Vorfall". Die Aktion sei "fehlerhaft" gewesen und "aus Überforderung" entstanden. Er übernehme dafür die Verantwortung.

Strobl "wollte O-Töne der Direktoren", insbesondere des zur Abwahl stehenden Informationsdirektors Elmar Oberhauser. Keinesfalls sei es ihm um Ö-Töne von Journalisten oder Stiftungsräten gegangen. Die Sache sei dann aber "entglitten", weshalb die Aktion vor dem Stiftungsratssaal umgehend gestoppt und die Aufnahmen vernichtet wurden. "Was mich in den vergangenen Tagen betroffen gemacht hat, war nicht der öffentliche Druck. Den muss man in dem Geschäft aushalten. Was mich betroffen gemacht hat, waren manche Aussagen und Zeilen, als würde man mir das Schlimmste zutrauen."

"Stillose und menschenverachtende Vorgangsweise"

Laut Strobl sei die Causa "für manche eine gute Gelegenheit" zur Abrechnung mit ihm gewesen. "Ich habe leider für manche, die unbedingt abdrücken wollten, einen Elfmeter aufgelegt." Die Kampagne gegen ihn sei gut orchestriert gewesen. "Respekt." Geärgert hat Strobl, dass seit dem Vorfall am 11. November, kein Direktor mit ihm geredet oder sich direkt bei ihm beschwert habe, ebenso kein Landesdirektor, kein Betriebsrat, keine Redakteurssprecher, keine Redakteure, von denen allen zuletzt Kritik an seiner Person kam. "Niemand hat mich gefragt, wie war das eigentlich, was sagst Du dazu. Das ist für mich eine stillose und menschenverachtende Vorgangsweise, so dass es mir nicht mehr möglich wäre, mit manchen der Beteiligten vorurteilslos zusammenzuarbeiten."

Der scheidende ORF-Kommunikationschef bedankte sich indes bei ORF-Chef Wrabetz, dem Haus und vielen Kollegen, von denen es in den vergangenen Tagen und Stunden Zuspruch gab. Strobl erklärte, dass er inzwischen auch zwei Job-Angebote habe, es müsse sich also niemand Sorgen um seine Existenz machen. Er werde nun ein paar Tage Urlaub nehmen, um Abstand zu gewinnen, danach werde er mit dem ORF-Personalchef seinen Vertrag auflösen. "Ich bin demütig, ich bin dankbar, aber jetzt gehe ich." (APA)