Die mediale Integrationsdebatte bringt Termini hervor, die einem das sprichwörtliche Nackenhaar kerzengerade zu Berge stehen lässt. Der (vermutlich) als Folge einer inflationären Verwendung des Begriffs "Integrationsverweigerer" entstandene Begriff "Integrationsmuffel" ist so einer. Es ist schwer nachzuvollziehen, welcher Wortakrobat dieses Ungetüm als erster in die Öffentlichkeit schickte. Der Suchmaschinenpfad führt zu einer einige Monate alten Presseverlautbarung der deutschen CDU: "Koalition fordert Strafen für Integrationsmuffel".

Ein privater Blog, der sich dem Schutze der österreichischen Heimat widmet, hat das Wort (und den Ansatz!) einige Wochen später dankbar aufgegriffen, und spricht von einer „Kampfansage an jene Migranten, die sich nicht integrieren wollen". Die chronologisch aufgeschlüsselte Verwendungsgeschichte endet vorläufig mit dem Titel einer ATV-Diskussion: "Das Kreuz mit den Türken – Integrationsmuffel oder Sündenböcke?".

Will man dem Anspruch genügen, plakativ und reißerisch zu sein, bieten sich Begriffe wie Integrationsverweigerer, Integrationsunwillige oder eben auch Integrationsmuffel an. Unter dieser Begriffslawine wird in der medialen Debatte jene vermeintlich homogene Masse der Anderen begraben, die derzeit massiv kritisiert, analysiert und etikettiert wird. Darunter will man jene zusammenfassen, die uns Unbehagen bereiten, weil all unsere Bemühungen, sie zu integrieren, einfach nicht fruchten wollen. In den Medien erzeugen wir Bilder unwilliger, sturer und mürrischer Massen, die zu uns gekommen sind, ohne ihre (Parallel)Welt zu verlassen. Für Differenzierungen bleibt keine Zeit: Die (Titel)Zeile ist kurz, die Sendezeit knapp, das Publikum und die LeserInnen Integrationsdebatten-müde. (Olivera Stajić, 19. November 2010)