Graz - Die Feinstaubbelastung könnte mittelfristig auch ein Problem für den Wirtschaftsstandort Graz werden. Der Chef des Grazer Umweltamtes, Werner Prutsch, sagte am Freitag im Standard- Gespräch: "Es gibt schon jetzt Probleme mit Betriebsansiedlungen, wo Überschreitungen ausgewiesen sind."

Im Jahr 2005 sorgte schon einmal ein UVS-Bescheid dafür, dass ein Jahr lang dort, wo der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm PM10-Partikeln überschritten war, eine "Null-Zusatzimmission" jegliche weitere Anlagengenehmigung verhinderte. Der Verwaltungsgerichtshof lockerte das wieder. Nun gilt die sogenannte Irrelevanz-Klausel, das heißt: Zusätzliche drei Prozent des Grenzwertes, also 1,5 Mikrogramm Immission, die bei Nachbarn ankommen, sind zu vernachlässigen.

Trotzdem betont Prutsch: "Die Situation bleibt tragisch, ändern können wir nur etwas, wenn wir die Gesamtbelastung senken." Auf die Kessellage von Graz allein will sich Prutsch nicht ausreden: "Die Frage ist doch, ob wir uns durch diese Lage nicht extra bemühen müssen, anstatt über die Geografie zu jammern."

Auch Marc E. Wittmann von der Wirtschaftskammer Steiermark weiß um die verschärften Bedingungen in den Feinstaub-Sanierungsgebieten. "Es gab auch schon einzelne Probleme bei Firmen in Sanierungsgebieten außerhalb von Graz", bestätigt er. Allerdings glaubt Wittmann, "dass sich die Feinstaubsituation in den nächsten Jahren prinzipiell verbessern wird". Wie das? "Durch verbesserte Technologien bei den Autos", erklärt Wittman optimistisch.

Diese Rechnung wurde aber ohne den Abrieb, der ebenso wie Abgase Feinstaub verursacht, gemacht. Dieser ist selbst bei Elektroautos gegeben. Prutsch betont daher: "Um eine massive Reduktion des Verkehrs und Heizungsumstellungen kommen wir nicht herum." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD-Printausgabe, 20./21.11.2010)