Marko Kilpi, "Erfrorene Rosen". Deutsch von Gabriele Schrey-Vasara. € 19,50 / 284 Seiten. Grafit-Verlag, Dortmund 2010

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In einer finnischen Kleinstadt terrorisiert ein Unbekannter die Öffentlichkeit mit seriellen Sachbeschädigungen und Bombendrohungen. Anscheinend will der Täter damit gegen ungerecht erscheinende Justizurteile protestieren.

An Marko Kilpis Roman ist nun nicht die Jagd nach dem Täter das Hauptthema, sie ist nur der Motor; im Mittelpunkt steht die Introspektion von Olli. Er hat einen gutbezahlten Job in der Werbebranche aufgegeben, um bei der Polizei einzusteigen. Warum er diesen ungewöhnlichen Schritt gewagt hat, ist nicht einmal ihm selbst so recht klar. Als er Zeuge wird, wie ein Verbrecher auf einen Kollegen schießt und dabei ein zufällig anwesendes Kind zu Tode kommt, begreift er immerhin eines: Das Leben ist unendlich kostbar. Er hat in seinem früheren komfortablen Dasein gar nicht richtig zu schätzen gewusst, was ihm seine Freundin und der kleine Sohn bedeuten.

Nach den ersten deprimierenden Nachtschichten fühlt sich Olli in seine Jugend zurückversetzt. Einem lieblosen Vater ausgeliefert, alleingelassen von der Mutter, die sich umgebracht hat. Diesem lange gemiedenen und verhassten Vater begegnet Olli im Zuge seiner Fahndung nach dem Terroristen erneut - keine glückliche Fügung. Es bleiben Rätsel, Düsternis und ungeklärte Fragen, die Olli dennoch im richtigen Leben ankommen lassen. (Ingeborg Sperl, www.krimiblog.at / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.11.2010)