Das Menü unter Symbian ist weiterhin überladen.

Foto: derStandard.at

Im Standby-Modus zeigt das Display diese schicke Uhr.

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So sieht die Startseite im Porträtmodus aus.

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Nokias und Intels gemeinsame Entwicklung MeeGo ist noch in weiter Ferne und so bleibt den Finnen keine andere Möglichkeit als neue Geräte mit Symbian 3 auszuliefern. Die technischen Daten versprechen viel, besonders de 8-Megapixel-Kamera klingt beeindruckend. Letztlich handelt es sich beim C7 aber doch nur um ein gewöhnliches Mittelklasse-Smartphone mit Kinderkrankheiten, dafür aber um einiges günstiger als der große Bruder N8.

Beschaffenheit

Das Nokia C7 ist mit Abmessungen von 117 x 57 x 10,5 mm sehr schlank und hat mit 130 g ein angenehmes Gewicht. Die Rückseite und Teile der Front sind in hochwertigen Edelstahl gehüllt, das verbaute AMOLED-Display wird durch eine Glasscheibe geschützt. Damit sieht das Mittelklasse-Smartphone schick aus und wirkt gleichzeitig robust. Das Handy liegt gut in der Hand, hat aber den Nachteil, dass die Oberfläche sehr anfällig für Schmutz ist. Hält man das Gerät beim Telefonieren direkt ans Ohr oder berührt den Screen mit fettigen Fingern muss man immer wieder die Abdeckung säubern. Auf den Bedienungskomfort wirkt sich Verschmutzung allerdings nicht aus, dafür besitzt das C7 ein lichtstarkes 3,5 Zoll AMOLED-Display.

Die Bilddiagonale des Screens misst 8,9 cm und löst mit 640 x 360 Pixel auf. Auf eine physische Tastatur wurde verzichtet, die Eingaben erfolgen fast ausschließlich über den Touchscreen. Für das An- und Ausschalten, die Lautstärkeregelung sowie die Kamera finden sich seitlich vom Gehäuse entsprechende Tasten. An der Front sind außerdem Anruf- und Auflege-Buttons sowie ein länglicher Menüknopf zu finden. Der Bildschirm lässt sich mit einem Schieberegler, ebenfalls seitlich am Gehäuse, sperren.

Innenleben

Für Schnappschüsse verbaut Nokia eine 8-Megapixel-Kamera mit zwei LED-Leuchten. Die Aufnahmen sind zwar hochauflösend, erwiesen sich im Test allerdings als etwas verrauscht. Die Qualität der Bilder war insgesamt zufriedenstellend. Videos lassen sich in 720p aufnehmen, all zu rasch darf man de Linse dabei allerdings nicht bewegen.

Beeindruckend war die Akkuleistung des C7. Besonders Reisende, welche nicht immer ein Ladegerät dabei haben, profitieren vom mehrtägigen Durchhaltevermögen des C7. Zu kritisieren gilt es allerdings, dass Nokia nach wie vor den eigenen, schmalen Stromstecker anbietet und nicht - wie viele andere Hersteller - auf micro-USB setzt.

Angetrieben wird das C7 von einem 680 MHz starken ARM11-Prozessor. Zu den unterstützten WLAN-Standards zählen b/g und n. Bluetooth arbeitet in Version 3.0, für die Datenanbindung per Kabel wurde ein micro-USB 2.0-Anschluss verbaut.

Handhabung

Nachdem Nokias Linux-Entwicklung MeeGo weiterhin auf sich warten lässt, setzt der finnische Hersteller - wie schon beim Flaggschiff N8 - auf Symbian 3 als Betriebssystem. Die Unterschiede zu Android sind erst nach einem näheren Blick auf den Startbildschirm erkennbar. Denn auch Symbian bietet die Möglichkeit Widgets auf insgesamt drei Seiten zu legen. Allerdings mit Einschränkungen, denn der Platz auf den drei Menüseiten wird nur schlecht genutzt. Das Betriebssystem ist diesbezüglich unflexibel und so lassen sich die Widgets nur nach einem gewissen Raster anordnen. Auch ist die Größe der Widgets zum Teil ungünstig gewählt. So wird etwa versucht Facebook, Twitter und anderen Nachrichten in einem Minifenster unterzubringen. Andere Symbole wieder sind überdimensioniert und haben vergleichsweise kaum Nutzen.

Drückt man auf die längliche Taste zwischen dem roten und grünen Telefonhörer gelangt man ins Hauptmenü. Dieses ist wenig intuitiv strukturiert und überladen. Alteingesessene Nokia-Nutzer finden sich schnell zurecht, Neulinge auf dem Gebiet aber verlieren die Übersicht. Bis Heute ist es Nokia nicht gelungen die vielen Programme und Einstellungsmöglichkeiten vernünftig - und für den Nutzer komfortabel - zu gliedern. Apple etwa macht es seinen Nutzern unter iOS leichter indem einige Funktionen und Optionen nicht verfügbar gemacht werden. Googles offenes Android wiederum bietet weitreichende Funktionen, versteckt diese allerdings gelungen um Nutzer nicht zu überfordern.

Konkzurrenzfähig

Wie im App Store oder Android Market lassen sich bei Nokia Apps über den sogenannten Ovi Store beziehen. Das Angebot ist zwar weniger umfangreich, dennoch finden sich im Portfolio nützliche kostenlose und -pflichtige Anwendungen, die sich dann nach Wunsch auf dem Homescreen platzieren lassen. Ebenso liefert Nokia ein Kartenpaket mit, welches alternativ zu Google Maps, keine Internetverbindung benötigt und damit etwa im Ausland keine Kosten für Daten-Roaming verursachen kann.

Der Touchscreen reagierte prompt, wenn auch das Interface im Vergleich sehr träge wirkte. Eine virtuelle QWERTZ-Tastatur gibt es nur, wenn man das Gerät quer hält. Im Porträtmodus wird ein alphanummerisches Keypad eingeblendet auf welchem wichtige Satzzeichen fehlen. Um zu diesen zu gelangen muss man erst auf umblättern.

Email und Daten

Nokias C7 unterstützt nur einen Microsoft Exchange Account, von anderen Diensten wie Googles Gmail können auch mehrere Benutzerkonten eingerichtet werden. Der integrierte Webbrowser funktionierte flott, ist allerdings nicht mit jenen unter Android, iOS oder gar Windows Phone 7 zu vergleichen. Dafür kann mit Flash Lite 4.0 der Großteil aller Adobe Flash Player 10.1-Inhalte wiedergegeben werden.

Daten lassen sich per Drag-&-Drop auf das Gerät ziehen, alternativ kann auch die microSD-Karte herausgenommen und beschrieben werden. Die Synchronisierung von Multimedia-Dateien arbeitet mit unterschiedlichen Programmen zusammen, anders als bei Microsoft ist man hier nicht an einen einzigen Dienst gebunden.

Fazit

Für Smartphone-Neulinge und alteingesessene Nokia-Nutzer eignet sich das C7 besonders. Als positiv gilt es das schicke Design, die lange Akkulaufzeit, das helle Display und die präzise Touch-Unterstützung hervorzuheben. Angenehm ist auch die Möglichkeit Daten per Drag-&-Drop zu übertragen - mehr aber auch nicht. Es ist mir ein Rätsel wie Nokia weiterhin auf Symbian setzen kann, die Oberfläche wirkt nicht mehr zeitgemäß und die Menüführung ist unnötig kompliziert. Aufgrund globiger Fenster ist das Surfen - über den sonst gut arbeitenden Browser - eine Tortur. Auch die virtuelle Tastatur erwies sich, trotz punktgenauer Reaktion, im Porträtmodus als unbrauchbar. Zu guter Letzt kommt das vergleichsweise spärliche Software-Angebot im Ovi Store als negativer Kritikpunkt hinzu.

Wer sich mit Nokia-Geräten auskennt und Wert auf lange Standby-Zeit legt macht mit dem C7 nichts verkehrt. Anspruchsvollere Smartphone-Nutzer greifen hingegen zu einem Android-Gerät um einen vergleichbaren Preis. Das C7 schlägt ohne Vertrag mit rund 350 Euro zu Buche. (pd)

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