Rom - Marcello Dell'Utri, italienischer Senator und Vertrauensmann von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, ist im vergangenen Juni von einem Berufungsgericht in Palermo zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil er in den 1980er Jahren und bis 1992 als Vermittler zwischen dem Premierminister und der sizilianischen Cosa Nostra fungierte. Die am Freitagabend veröffentlichte Urteilsbegründung verstärkt den Druck auf den italienischen Premier, der derzeit um das Überleben seiner Regierung kämpft.

Urteilsbegründungen werden in Italien immer einige Monate nach Prozessende veröffentlicht. Laut den Richtern habe der 69-jährige Dell'Utri "einen beträchtlichen und gezielten Beitrag zur Konsolidierung und Stärkung der Mafia geleistet". Dell'Utri habe den Mafia-Bossen ermöglicht, mehrere Jahre lang Kontakte zum Medienzaren Berlusconi zu pflegen, der in jenen Jahren sein wirtschaftliches und finanzielles Imperium auf Sizilien aufgebaut hatte. Daher sei Dell'Utri wegen Verbindungen zum organisierten Verbrechen verurteilt worden, erklärte das Gericht.

Verbindungen bis in die 70er Jahre

Laut den Richtern reichen die Verbindungen des gebürtigen Sizilianers Dell'Utri mit dem organisierten Verbrechen bis in die 70er Jahre zurück, als der Verurteilte zum Sekretär Berlusconis bei der Mailänder Baufirma Edilnord avancierte. Seit damals habe der spätere Spitzenmanager in Berlusconis Medienkonzern Fininvest und nunmehrige Senator der Regierungspartei "Volk der Freiheit" (PdL) Umgang mit führenden Mafiosi gehabt, darunter mit den beiden mittlerweile verstorbenen Bossen Stefano Bontade und Mimo Teresi.

Dem Mafioso Vittorio Mangano habe Dell'Utri zu einer Anstellung auf Berlusconis Villenbesitz Arcore bei Mailand verholfen. Dell'Utri hatte Mangano - wie er ein gebürtiger Sizilianer - die Anstellung vermittelt, wo dieser bis zum Gutsverwalter aufstieg. Mangano sei von der Mafia gezielt in die Nähe Berlusconis platziert worden, meinten die Richter. Berlusconi habe der Mafia beträchtliche Summen gezahlt, um sich die Expansion seiner TV-Gruppe auf Sizilien zu garantieren.

Mangano hatte diese Darstellung in der Vergangenheit öfters bestritten. Für ihn hat sich alles eher durch Zufall ergeben. Er habe Dell'Utri seinerzeit am Fußballplatz in Palermo kennengelernt, wo dieser häufiger Gast gewesen sei. Dabei sei ihm eines Tages der Job in Arcore angeboten worden. Angaben eines "reuigen" Mafioso über ein Abendessen, bei dem zwei "Bosse" Dell'Utri und Mangano Gesellschaft geleistet hätten, wies der Ex-Arcore-Verwalter entschieden zurück.

Das Urteil der Berufungsrichter in Palermo droht sich negativ auf Berlusconi in einer für den Premierminister heiklen politischen Phase auszuwirken. Am 14. Dezember wird in der Abgeordnetenkammer in Rom über den Misstrauensantrag gegen Berlusconi abgestimmt. Am selben Tag votiert der Senat über eine vom Premierminister eingereichte Vertrauensfrage. Eine Niederlage in einer der Kammern würde Berlusconi zum Rücktritt zwingen und könnte zu vorgezogenen Neuwahlen führen. (APA)