Wien - Die Lebensmittelsparte des Traditionshauses Meinl ist unter Druck, die Lebensmittelproduktion wird aus Kostengründen ins Ausland verlagert, berichtet das Wirtschaftsmagazin "trend" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Mit Anfang 2011 wird die Herstellung von Julius-Meinl-Marmelade von der Firma Spitz in Attnang-Puchheim (Oberösterreich) nach Italien zum Südtiroler Erzeuger Menz & Gasser verlagert. Dass auch die Kaffeerösterei in Wien-Ottakring in die italienische Meinl-Fabrik in Vicenza wandern könnte, wurde inzwischen dementiert.

"Ausreichend finanziert"

Gerüchte, wonach der Konzern eine Kapitalspritze der Meinl-Familie in der Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro benötigt, dementiert Löffler aber mit Verweis auf die 40-prozentige Eigenkapitalquote: "Wir sind ausreichend finanziert". Dennoch hat die JMI im vergangenen Jahr die Marke Meinl um 18 Mio. Euro an eine im Besitz der Familie stehende Familienholding verkauft, um Liquidität zu schaffen, so das Magazin weiter. Den ansehnlichen Gewinnen aus dem Österreich-Geschäft stehen hohe Zinszahlungen für die Verschuldung gegenüber, die sich im Zuge der inzwischen gestoppten Expansion aufgebaut hat.

Vorerst werden keine weiteren Meinl-Kaffeehäuser, die es in Chicago, Hamburg und Moskau gibt, anvisiert. Statt den angepeilten 200 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2012 will die JMI, die 2010 mit 110 Mio. Euro Umsatz rechnet, in Zukunft leiser treten: Löffler gibt ein Wachstum von "fünf bis zehn Prozent pro Jahr" als Ziel an. 

Löffler dementiert Verlegung der Rösterei

Bei der Julius Meinl Industrieholding (JMI) bestehen keine Pläne, die Rösterei in Wien zu schließen, erklärte CEO Marcel Loeffler am Sonntagnachmittag zu einem anderslautenden "trend"-Bericht. Man habe "die Produktion schon 2006 bewußt auf die Standorte Wien und Vicenza aufgeteilt und dabei bleibt es", betont Loeffler in einer Aussendung. In Wien werde vor allem der Kaffee für die Gastronomie geröstet, aber auch das Flaggschiff Produkt 1862, wie es heißt.

Löffler bestätigte dafür die Änderung bei der Marmeladeproduktion, die vier Prozent des Umsatzes ausmache. Er betont, es sei üblich, Produktionen bei Partnern "von Zeit zu Zeit neu zu evaluieren". Und dies habe im Sinne einer weiteren Qualitätsstärkung zu der Änderung geführt. Der Transfer der Marken und Markenrechte in eine eigene Brand Holding sei "eine organisatorische Maßnahme zur Optimierung des übergeordneten Markenmanagements und zur nachhaltigen Stärkung der Marken" gewesen.

Zur internationalen Expansion hält Löffler fest, dass die erfolgreiche Expansion mit Nachdruck fortgeführt werde und es weder einen Stopp gebe noch gegeben habe. Im Gegenteil trage das internationale Geschäft bereits 70 Prozent zu Umsatz- und Profitabilität bei. Ebenso ist es nicht richtig, dass die Zinsen den operativen Gewinn aufbrauchen würden. "Mit einer Eigenkapitalquote von knapp 40 Prozent, einem sehr starken Cash-Flow und einem operativen Gewinn im signifikant 7-stelligen Bereich ist die Industrieholding auch 2010 sehr gut aufgestellt." (APA)