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So schön der Sommer ist - ein erheblicher Nachteil sind die langen Schulferien. Zumindest für Eltern schulpflichtiger Kinder.

Foto: AP Photo/Armando Franca

Zwei Wochen bei den Großeltern, zwei Wochen im Ferienlager, zwei Wochen Urlaub und der Rest ist Improvisation. Während SchülerInnen ihre Sommerferien herbeisehnen, sind sie für die Eltern oft ein Alptraum. Zu den neun Wochen Sommerferien kommen noch zirka zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche Semesterferien, ein paar Tage Oster- und Pfingstferien sowie fünf schulautonome Tage. Dem gegenüber stehen fünf Wochen Urlaub, die man als Angestellte/r zur Verfügung hat.

Während die Sommerbetreuung für Kindergartenkinder in Wien relativ gut abgedeckt ist, gibt es bei der Betreuung von Schulkindern massive Engpässe. Dem will Rot-Grün nun etwas entgegensetzen: "Ein Angebot für die Sommerferienbetreuung in Wien wird erarbeitet", lautet ein Punkt im Regierungsübereinkommen, über den man sich bei den Verhandlungen relativ schnell einig wurde.

"Details müssen freilich erst ausgearbeitet werden. Die Ferienbetreuung soll jedenfalls in geeigneten Schulen stattfinden und zwar in ganz Wien flächendeckend", erklärt Daniela Musiol, Familiensprecherin der Grünen, im Gespräch mit derStandard.at. Das Vorhaben soll zügig, spätestens im Sommer 2012, realisiert werden, so Musiol. Gerald Netzl, Vorsitzender des Dachverbandes für Pflichtschulvereine, hofft für Wien auf eine Verdoppelung der Sommerbetreuungsplätze bis zum Ende der Legislaturperiode.

99.300 PflichtschülerInnen in Wien

Bereits jetzt, so das Versprechen der Stadt Wien, erhält jedes Kind, das während der Schulzeit eine ganztägige Schule, eine offene Schule oder einen Lern- und Freizeitclub besucht, in den Sommermonaten und an Ferientagen eine alternative ganztägige Betreuung in Wiens Horten. Über den Sommer werden derzeit 21.300 Schulkinder in einem Hort oder in einer Kindergruppe betreut. Zur Nachmittagsbetreuung während des Schuljahres sind derzeit etwa 22.400 PflichtschülerInnen an Wiener Schulen angemeldet. Im Schuljahr 2008/2009 gingen in Wien rund 99.300 PflichtschülerInnen zur Schule. Das heißt, nur jedes fünfte Pflichtschulkind wird derzeit im Sommer institutionell betreut. Viele retten sich mit profitorientierter Kinderbetreuung über die Ferien.

Kosten: 150 Euro pro Monat

Mit durchschnittlich 150 Euro pro Woche für die Betreuung plus 40 Euro für das Essen sind private Sport- und Kreativkurse jedoch der zahlungskräftigen Klientel vorbehalten. Ein städtischer Sommerbetreuungsplatz kostet derzeit rund 150 Euro pro Monat, für das Essen werden rund 60 Euro berechnet. Bei einem Familien-Netto-Einkommen bis zu 2.503 Euro ist eine Ermäßigung möglich, heißt es aus dem Büro des Stadtrates Christian Oxonitsch. „Niedrige bis gar keine Kosten" für die Sommerbetreuung fordert Netzl im Gespräch mit derStandard.at.

"Keine prekären Dienstverhältnisse"

"Ausreichend Personal  für die Sommerbetreuung zu finden wird nicht einfach sein", befürchtet Andreas Ehlers, Vorsitzender des Wiener Landesverbandes der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen. Der Ausbau der Sommerbetreuung sei eine Forderung seines Verbandes. Aber: "Ich will keine prekären Dienstverhältnisse, wo unzufriedene Menschen mit Kindern umgehen müssen". Auch Musiol kritisiert, dass die schulische Nachmittagsbetreuung oft von nicht ausreichend ausgebildeten und schlecht bezahlten MitarbeiterInnen bestritten wird.

Zu wenig Platz, zu wenig Personal

Der Verein Wiener Kinderbetreuung bietet an 80 Standorten in Wien Freizeit-Nachmittagsbetreuung während der Schulzeit an. Seine 580 MitarbeiterInnen müssen eine mindestens 160 Stunden umfassende Ausbildung vorweisen können. Ohne Vordienstzeiten liegt ihr monatliches Gehalt im ersten Dienstjahr bei 1740 Euro Brutto. Brigitte Kopietz, Geschäftsführerin des Vereins, verteidigt im Gespräch mit derStandard.at die Qualifikationen ihrer MitarbeiterInnen: "Wir bieten einen Ausbildungslehrgang an, der 590 Stunden umfasst. Unsere Mitarbeiter müssen sich zudem jährlich 40 Stunden weiterbilden". Zum Vergleich: Hortpädagogen müssen mindestens fünf Jahre Ausbildung vorweisen. Auf die Frage, ob ihr Verein auch mit der Sommerbetreuung betraut werden könnte, hält sich Kopietz bedeckt.

Bauliche Maßnahmen

Um eine Schülerbetreuung auch im Sommer in der geforderten Qualität anbieten zu können, müsse das Personal besser geschult werden, so Musiol. Elternvertreter Netzl fordert im Gespräch mit derStandard.at "nicht nur Freizeitbetreuung, sondern auch geistige Förderung" im Sommer. Derzeit werden an Wiens Schulen zwar auch Bewegungs-Aktivitäten in den Gängen und Schulzimmern durchgeführt. Aber: Um in den Schulräumlichkeiten eine adäquate Sommerbetreuung anbieten zu können, müssen auch noch bauliche Maßnahmen getroffen werden, erklärt Musiol. (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 22. November 2011)