Hamburg - David Berger, ein homosexueller deutscher Theologe, hat der katholischen Kirche Diskriminierung von Homosexuellen vorgeworfen. "Es muss anerkannt werden, dass ein großer Teil der katholischen Kleriker und Priesteranwärter in Europa und den Vereinigten Staaten homosexuell veranlagt ist", sagte Berger dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Er selbst habe als katholischer Theologe, der mit einem Partner zusammenlebe, viele Jahre unter einer "schwulenfeindlichen" Atmosphäre seiner Kirche wie unter einem Alptraum gelitten.

Outing im April

Berger (42) war Herausgeber und Chefredakteur der konservativen katholischen Zeitschrift "Theologisches", ehe er sich im April outete und seine Ämter niederlegte. Die größte "Schwulenfeindlichkeit" in der katholischen Kirche gehe von homophilen Geistlichen aus, "die ihre Sexualität krampfhaft verdrängen", sagte er. "Offensichtlich werden diejenigen, die ihren Trieben nachgeben, besonders heftig abgelehnt, wenn man die Veranlagung bei sich selbst so schmerzhaft unterdrückt."

Seine Arbeit bei der Zeitung sei überwacht und zensiert worden, berichtete er. So habe er in Artikeln "Unzuchtpartner" statt "Lebensgefährte" schreiben sollen. "Homosexuell" habe als zu neutraler Begriff gegolten, er habe "widernatürliche Unzucht" schreiben müssen. Über seine Erfahrungen hat Berger ein Buch geschrieben, das diese Woche erscheint. (APA)