Regensburg - Der Berufungsprozess gegen den in Bayern wegen Volksverhetzung verurteilten britischen Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ist vorerst abgesetzt worden. Nachdem der Anwalt des 70-jährigen Bischofs der ultrakonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. wenige Tage vor dem geplanten Verhandlungsbeginn am 29. November überraschend sein Mandat niedergelegt habe, müsse sich sein neuer Verteidiger erst in den Fall einarbeiten. Das erklärte ein Sprecher des zuständigen Landgerichts in Regensburg am Montag. Er vermute, die Verhandlung werde erst nach Weihnachten stattfinden.
Das Amtsgericht Regensburg hatte den Bischof im April zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Williamson hatte in einem 2008 in dem Priesterseminar Zaitzkofen geführten Interview mit einem schwedischen Fernsehsender die Existenz von Gaskammern zur Vernichtung der Juden durch Nazideutschland bestritten ("Ich denke, dass 200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben sind, aber nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern"). Er sagte, dass es rein technisch gar nicht möglich gewesen sei, in Auschwitz Menschen mit Gas zu ermorden. Dabei berief er sich auf die Thesen des US-amerikanischen Holocaust-Leugners Fred Leuchter.
Ausgestrahlt wurde das Interview erst Monate später, nachdem Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier von dem verstorbenen Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt geweihten Traditionalisten-Bischöfe - Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta - aufgehoben hatte. (APA)