Hamburg- In Hamburg stehen seit Montag zum ersten Mal seit 400 Jahren wieder mutmaßliche Piraten vor Gericht. Angeklagt sind zehn Männer aus Somalia. Sie sollen am Ostermontag das Hamburger Frachtschiff Taipan rund 530 Seemeilen vor der Küste Somalias geentert haben. Die 15-köpfige Besatzung (darunter zwei Deutsche) konnte sich in einen Schutzraum retten und einen Notruf an die EU-Marinemission Atalanta ab. Daraufhin kam ihnen ein niederländisches Marineschiff zu Hilfe. Die zehn Somalier wurden festgenommen, die Besatzung der Taipan kam unverletzt frei.

Zunächst kamen die mutmaßlichen Piraten nach Amsterdam, wurden dann aber an Deutschland ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft in Hamburg wirft ihnen einen Angriff auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraub vor. Ihr Ziel war laut Ermittlern, Mannschaft und Kapitän als Geiseln zu nehmen und Lösegeld zu erpressen. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Als Beweise liegen dem Gericht zwar Kalaschnikow-Sturmgewehre, Raketenwerfer, Pistolen, Messer und Enterleitern der Aktion vor. Allerdings ist über die zehn Angeklagten kaum etwas bekannt. Sie haben keine Papiere und schweigen über die Tat. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2010)