Für Norbert Zimmermann, der als OMV-Aufsichtsrat das Bonusprogramm mitgestaltet hat, ist die Anklage gegen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer "nicht nachvollziehbar". Jemand versuche, Ruttenstorfer am Ende seiner Karriere anzupatzen, und schade damit auch dem Unternehmen. In der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag soll ausgelotet werden, inwieweit man rechtlich zurückschlagen könne, sagte Zimmermann dem STANDARD.
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Wien - An und für sich ist Norbert Zimmermann, Ex-Vorstandschef und nach wie vor Miteigentümer der Berndorf AG, schwer aus der Ruhe zu bringen. Nicht so bei dem in der Vorwoche bekannt gewordenen Schritt der Staatsanwaltschaft Wien, gegen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer Anklage wegen Verdachts auf Insiderhandel zu erheben. "Das ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Zimmermann dem Standard.
Zimmermann ist Mitglied des Vergütungsausschusses im Aufsichtsgremium der OMV. Als solcher war er´ mit der Ausarbeitung des Bonusprogramms für die Manager des Mineralölkonzerns befasst. OMV-Chef Ruttenstorfer wird ein Aktienkauf im Rahmen dieses Bonusprogramms zur Last gelegt, den er am 23. März 2009, kurz vor dem Verkauf eines Mol-Aktienpakets durch die OMV getätigt hat. Es geht um 632.000 Euro, die Ruttenstorfer an dem Tag in OMV-Papiere investiert hat. Am 30. März hat die OMV ihre Beteiligung an der Mol verkauft. Das ließ den Kurs der OMV-Aktie steigen. Die Aufsichtsbehörde FMA sah darin Insidertrading und hat Anzeige erstattet.
"Ich habe hautnah miterlebt, was verhandelt wurde. Es gibt einen so eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Aktienkauf und der Änderung des Dienstvertrags von Ruttenstorfer, dass man von Insiderhandel nicht sprechen kann", sagte Zimmermann. Der Vertrag sei auf Wunsch des Aufsichtsrats geändert worden - "weil wir vom Optionensystem wegkommen wollten," sagte Zimmermann. Den Vorstand wollte man unternehmerisch einbinden. Deshalb habe man eine Behaltefrist der Aktien von drei Jahren festgelegt und ein Jahresfixum in Aktien des Unternehmens vorgeschrieben, bei Ruttenstorfer rund 800.000 Euro. Die fehlenden Aktien habe Ruttenstorfer zugekauft, ohne zu wissen, dass der Mol-Deal so rasch vor sich gehen würde.
Zimmermann vermutet "ein Revanchefoul" von jemandem, der Ruttenstorfer noch vor dessen angekündigtem Ausscheiden aus dem Unternehmen per Ende März 2011 in Misskredit bringen wolle. Bei der Aufsichtsratssitzung diesen Donnerstag sollte ausgelotet werden, inwieweit man gegen unbekannt vorgehen könne, zumal im Verfahren offenbar kein Interesse bestanden habe, alle zu befragen, die involviert waren. Zimmermann: "Ich bin nie befragt worden und das ärgert mich." DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.11.2010)