Antananarivo - Mit großer Mehrheit haben die Wähler in Madagaskar in einem Referendum für einen umstrittenen Verfassungsentwurf gestimmt. Wie der Leiter der Wahlkommission, Hery Rakatomanana, am Montag nach Auszählung von rund 99 Prozent der Stimmen mitteilte, votierten 74 Prozent der Beteiligten für den Entwurf. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei knapp 53 Prozent. Das Referendum vom Mittwoch war von einem Putschversuch abtrünniger Militärs überschattet worden, der am Samstag unblutig beendet wurde.
Mit dem Votum sollte die seit mehr als eineinhalb Jahren anhaltende Staatskrise in dem afrikanischen Inselstaat im Indischen Ozean beendet werden. Die drei größten, von ehemaligen Präsidenten angeführten Oppositionsbewegungen hatten die Abstimmung aber boykottiert. Auch im Ausland kam Kritik auf. Kritisiert wurde unter anderem, dass das Mindestalter für einen Präsidentschaftskandidaten von 40 auf 35 Jahre gesenkt wird. Damit könnte Übergangspräsident Andry Rajoelina, der im März 2009 mit Hilfe der Armee den damaligen Präsidenten Marc Ravalomanana entmachtet hatte, bei der für Mai geplanten Wahl eines neuen Staatschefs antreten - er ist 36 Jahre alt.
Das Referendum war die erste Abstimmung in Madagaskar seit Rajoelinas Machtübernahme. Auf Grundlage einer Übereinkunft des Übergangspräsidenten mit rund hundert kleinen politische Gruppen wurden für Dezember zudem Kommunalwahlen geplant, die Parlamentswahl soll dann im März und die Wahl des Staatschefs im Mai folgen. Allerdings wurden die Kommunalwahlen aufgrund politischer und technischer Probleme auf unbestimmte Zeit verschoben. (APA)