Fünf bis zehn Jahre: Das ist für Audi und VW der Zeithorizont, bis im Bereich der Megastädte dem Elektroauto eine tragende Rolle zukommen wird. Die Politik schwadroniert schon heute vom unmittelbaren Durchbruch - das schafft Verunsicherung bei vielen Kunden, die Neuanschaffungen im Glauben auf das sofortige Elektrowunder verschieben. Bei Audi und VW bekam der Standard nun Einblick in deren elektrische Zukunft, die 2013/2014 heißt.
"Wir können unseren Kunden keine rollenden Verzichtserklärungen anbieten", betonte Wolfgang Hartwig, Audis Bereichsleiter Elektro-Entwicklung, beim Workshop. Deshalb seien auch die Versuchsträger für das wichtige Thema elektrische Fortbewegung Modelle aus der aktuellen Palette: VW Golf, Audi A1 und der Sportwagen R8. Bei Audi bekommen die "Elektriker" das Kürzel e-tron, VW spricht von blue-e-motion, und überhaupt will Audi in der Premiumklasse die Führungsrolle für diesen Themenbereich übernehmen, da die Marke alle Segmente, auch den für Elektrofahrzeuge wichtigen Bereich Klein- bis Kompaktklasse abdeckt.
Ein weites Feld heißt Hybrid, und zwar Vollhybrid mit rein elektrischer Fortbewegung auf rund drei Kilometern sowie Plug-in-Technik. Mit dem Q5 quattro startet Audi Mitte 2011 seine (Voll-) Hybrid-Offensive. Ein 211 PS starker 2,0-Liter-TFSI-Turbo-Benziner wird mit einem 45 PS Elektromotor vermählt. Die Kombination E-Motor und Lamellenkupplung statt Drehmomentwandler bedeutet laut Audi einen Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb, das System arbeitet im gefahrenen Prototyp problemlos, es trennt und verbindet völlig nahtlos. Im Heck lagert eine 35 kg schwere Lithium-Ionen-Batterie mit 1,3 kWh Kapazität, 8-Gang-Tiptronic ist Serie, der Verbrauch soll nur rund 7,0 l / 100 km betragen. In der Warteschleife als nächste Hybridkandidaten: A8 sowie der neue A6.
Der Golf blue-e-motion, derzeit noch im Prototypenstadium, präsentiert sich mit null CO2-Emission. 135 km/h Spitze, Beschleunigung von 0-100 km/h in 11, 8 Sekunden, im Kofferraum lagert die 26,5 kWh starke, 315 kg schwere Lithium-Ionen-Batterie, Gesamtleistung 115 PS. Der Fahrer hat die Möglichkeit, über einen Automatikschalthebel vier Stufen der Bremsenergierekuperation selbst zu steuern. Die Reichweite des E-Golf liegt bei knapp 150 km.
Ebenfalls kennenlernen durfte der Standard den Audi A1 e-tron. Gemeinsam mit AVL List in Graz entwickelt, verfügt er über einen 75-kW-E-Motor. Ein zusätzlicher Wankelmotor mit 254 cm³ sorgt als Range-Extender für 250 km Reichweite. Der Verbrennungsmotor schaltet sich ab 65 km/h automatisch zu, das Fahrzeug selbst fährt aber immer elektrisch.
In den kommenden fünf Jahren hofft man die ausstehenden Probleme (Batteriereichweite, -gewicht, Ladenetz) zu lösen, hier arbeiten Audi und VW eng mit dem Batteriehersteller Sanyo zusammen. Themen wie die Anpassung der Batterie an das Temperaturumfeld und die Elektrifizierung des Komfortbereiches im Fahrzeug sind ebenfalls Aufgaben, die diesen Zeithorizont haben. (Peter Urbanek/DER STANDARD/Automobil/20.11.2010)