Geht man davon aus, dass das Jahr aus 220 Arbeitstagen besteht, vergehen laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Czipin Consulting ganze 91 Arbeitstage pro Jahr und Mitarbeiter ungenützt. 2008 und 2009 wurden mehr als 400 Einzelstudien in österreichischen Unternehmen zum Thema Produktivität durchgeführt. Dafür wurde in 4.200 Beobachtungsstunden die exakte Produktivität einzelner Arbeitsplätze einen Tag lang detailliert erfasst und systematisch ausgewertet.
"Das Ergebnis ist ernüchternd und zeigt, dass im Durchschnitt bei allen Unternehmen im vergangenen Jahr rund 41 Prozent der Arbeitszeit unproduktiv waren", so Studienautor Alois Czipin. Ein negativer Trend, der sich weiter verschlechtert hat: im Vergleich zum Vorjahr sank die Produktivität um drei Prozent. "Das ist schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich", so der Produktivitätsberater.
Managementfehler als Produktivitätskiller
Hausgemachte Managementfehler sind der Hauptgrund für die schlechten Werte. Die Studie weist nach, dass schlechte operative Planung und Steuerung sowie zu wenig Führung für rund 64 verlorene Arbeitstage in österreichischen Unternehmen verantwortlich sind. Czipin ortet daher "akuten Handlungsbedarf für die Führungsmannschaften heimischer Unternehmen".
Der kürzeste Weg zur Hebung von Produktivitätsreserven sei die Umkehr des Verhältnisses von Administrations- und Führungsaufgaben. Der Schlüssel liege im richtigen Delegieren von administrativen Tätigkeiten und einem verstärkten Fokus auf operative Themen. Die wünschenswerte Einteilung der Arbeitszeit für Manager: "40 Prozent proaktive Führung, 25 Prozent reaktive Führung, 15 Prozent Training und Coaching und 20 Prozent Administration", rät Managing Partner Werner Girth.
"Ein korrigierter Führungsfokus und die Vermeidung banaler Managementfehler könnten problemlos zehn Prozent Steigerung produzieren", sind die Studienautoren überzeugt. Ein Produktivitätsniveau von 85 Prozent gelte als ambitionierter, aber durchaus realistischer Wert für Österreichs Unternehmen.
Kollegen-Effekt bei Mitarbeitern
Eine interessante Erkenntnis hatten kürzlich auch Forscher der Universität Bologna: Sie haben herausgefunden, dass sowohl unter künstlichen Laborbedingungen als auch in der tatsächlichen Arbeitswelt, Teamarbeit die Produktivität deutlich ansteigen lässt. Den Wissenschaftern zufolge nimmt erst in der kollegialen Umgebung die Bereitschaft zu stärkerer Produktivität zu. So würden vor allem die Schwächeren im Team durch die Stärkeren mitgezogen und dadurch angespornt. (mat, derStandard.at, 23.11.2010)