Genf/Wien - 33,3 Mio. Menschen lebten im Jahr 2009 weltweit mit HIV/Aids. Doch erstmals gibt es Anzeichen dafür, dass man die Seuche unter Kontrolle bringen könnte. "Wir haben die Epidemie angehalten und begonnen, sie zu zurück zu drängen. Weniger Menschen werden mit HIV infiziert und weniger Menschen sterben an Aids", stellt Michel Sidibe, Chef des UNAIDS-Programms in dem heute, Dienstag, veröffentlichten neuen Welt-Aids-Bericht seiner Organisation fest.

Einmal im Jahr - im Vorlauf zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember veröffentlicht UNAIDS neues Datenmaterial zu den Infektionen mit dem Immunschwächevirus, zu den Erkrankungen, zu Therapie und Prävention von HIV und Aids. Das wichtigste positive Ergebnis: "Seit 1999, in jenem Jahr, in dem die Pandemie ihren Höchststand erreicht hat, ist die Zahl der Infektionen um 19 Prozent gesunken. Von den geschätzten 15 Mio. Menschen, die mit HIV in Staaten mit geringen oder mittleren BIP leben und eine Behandlung benötigen, haben 5,2 Millionen Menschen Zugang (zu Therapien, Anm.). Das spiegelt sich in weniger HIV-bedingten Todesfällen wider." Allerdings wäre die Sicherstellung von Behandlungsmöglichkeiten für weitere zehn Millionen Menschen weltweit entscheidend für eine Beherrschung der Seuche.

Ebenfalls positiv, so die Autoren des Reports: "In 33 Staaten ist die Häufigkeit von HIV-Neuinfektionen um mehr als 25 Prozent gefallen (zwischen 2001 und 2009, Anm.). 22 dieser Staaten befinden sich im südlichen Afrika." Dort erfolgen aber weiterhin - mit 1,8 Mio. Fällen im Jahr 2009 - die meisten Aids-Neuinfektionen. In sieben Staaten hätte sich die Rate der Neuinfektionen bei Jugendlichen allerdings um mehr als 25 Prozent reduziert. Im südlichen Afrika verringerte sich die Zahl der Todesopfer durch Aids von 2004 auf 2009 um 20 Prozent - auf 320.000 Tote.

Bedenkliche Entwicklung in Osteuropa und Zentralasien

In Südafrika leben mit 5,6 Mio. Betroffenen die weltweit meisten HIV-Infizierten. Die gute Nachricht: In Botswana konnte beispielsweise durch die Behandlung von 90 Prozent der Aids-Kranken die Zahl der Todesfälle von 18.000 im Jahr 2002 auf 9.100 im Jahr 2009 halbiert werden. Die Zahl neuer Aids-Waisen fiel um 40 Prozent.

Am bedenklichsten ist derzeit die Entwicklung in Nachbarregionen zu Europa: "In Osteuropa und Zentralasien hat sich die Zahl der Menschen mit HIV seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht und erreichte die Zahl von 1,4 Mio. Personen - im Vergleich zu 760.000 im Jahr 2001." Dafür verantwortlich sei der Drogenkonsum mit dem Injizieren von Heroin etc. Dort gibt es kaum Opiat-Substitutionsprogramme und saubere Spritzen, die frei erhältlich sind. Aktivisten haben zuletzt beim Welt-Aids-Kongress im Sommer in Wien beklagt, dass osteuropäische und zentralasiatische Staaten dem Drogenproblem einfach mit Kriminalisierung begegnen. In der Ukraine und in Russland ereignen sich 90 Prozent der HIV-Infektionen der Region.

Doch auch in Nordamerika, West- und Mitteleuropa gibt es Probleme. Der Bericht: "Die Zahl der Menschen mit HIV/Aids in Nordamerika, West- und Mitteleuropa wächst weiter an und erreichte im Jahr 2009 die Zahl von 2,3 Mio. Menschen. Das sind um 30 Prozent mehr als im Jahr 2001. Die Warnung von UNAIDS: "Es gibt starke Hinweise darauf, dass die HIV-Epidemie in Westeuropa und Nordamerika durch Männer, die mit Männern Sex haben, zunimmt. Zahlen aus 23 europäischen Staaten zeigen, dass die Zahl der jährlichen Neuinfektionen in dieser Personengruppe zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2006 um 86 Prozent zunahm." (APA)