Achtung - das kann ins Auge gehen! Eine Nachbarin versucht, dem vernachlässigten Eddie zu helfen.

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Schaut frau montags bei den Desperate Housewives rein, muss mit vorhersehbaren, faden Plots ebenso wie mit durchaus interessanten Figuren (Fernsehauge: Konservativ mit vielen Kompromissen) oder gewitzten Dialogen gerechnet werden. Freilich ist es gerade diese Ambivalenz, die wir Popkultur-Liebhaberinnen an den Massenkulturprodukten so mögen. Da muss schließlich noch im Schweiße unseres Angesichts dort nach ästhetischen oder inhaltlichen Brüchen gesucht werden, wo vielleicht nie welche zu finden sind.

Sie ist schuld wenn ihm Faden reißt

So leicht wie letzten Montag sollte es uns aber bitte nicht gemacht werden. In dieser Folge von Desperate Housewives mit dem bereits verräterischen Titel "Die Entstehung eines Monsters" (ORF 1) gab es keine andere Seite, nichts, was sich den herrschenden Bedeutungen geschickt entgegensetzt hätte. Es ging plump und billig nur um folgende Frage: Was machen Frauen alles falsch, so dass ein junger Mann zum Frauenmörder werden muss?

45 Minuten lang ging die Suche nach Antworten und dank der Frauen in der Wisteria Lane wurde man auch fündig. Da wäre mal des Gewalttäters Mutter, die ohne Mann nicht sein kann und dem Sohn die Schuld dafür gibt, keinen mehr abzubekommen. Irgendwann trinkt sie sich durch den Tag und nutzt jede Gelegenheit, das eigene Kind zu verhöhnen. Aber selbst wenn frau nett ist, trifft sie nicht weniger Schuld, wenn im kleinen Eddie die ersten Knospen Frauenhass sprießen. Susan Mayer war etwa so dreist, den jungen Burschen nicht gleich zu ehelichen, nachdem sie ihn unterrichtete und bestärkte, weiterhin auf sein Zeichentalent zu bauen. Auch das Ex-Model Gabi belohnte Eddies Zuneigung nicht mit ewiger Liebe und prompter Scheidung vom aktuellen Gatten. Und Bree gab ihm schließlich noch zweifelhafte, aber gut gemeinte Ratschläge, wie Eddie jungen Frauen begegnen soll. Als diese Avancen allerdings bei Brees eigener Tochter angewandt wurden, pfeift sie ihn mit gerümpfter Nase zurück. Der Kreis der Schuldigen schließt sich bei der besonders gemeinen Mutter, mit deren Fehlern das Böse seinen Anfang nahm.

Eine Horrorfolge

Männer hatten in der gesamten Entwicklung des mittlerweile gewalttätigen Eddie natürlich keinen Einfluss. Der Junge hatte vorwiegend mit Frauen Kontakt und weil sie diesen mangelhaft gestalteten wird bei ihnen die Verantwortung gesucht und auch gefunden. Versiebte Mutterschaft und Frauen, die nicht mit jedem Rat oder jeder Geste die Psyche und das Seelenleben des jungen Mannes mit bedenken, verantworten demnach das Heranwachsen eines Frauenmörders. Und als ob eine solche Message nicht reichen würde, schloss diese Horrorfolge noch mit dem Spruch: "Monster werden durch andere Monster geschaffen." (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 24.11.2010)