Die Hoffnung auf eine Rettung der seit Freitag verschütteten 29 Kumpel in einer neuseeländischen Kohlemine schwindet wegen technischer Schwierigkeiten immer weiter. Der zuständige Polizeichef sagte am Dienstagmittag (Ortszeit) vor der Presse, die Lage sei "düster und ernst".

"Wir setzen unsere Pläne für die Rettung fort, aber wir sind uns bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rettung abnimmt. Wir sollten in diesem Zusammenhang ehrlich sein", erklärte Polizeichef Gary Knowles. Die Sicherheitslage erlaube es nach wie vor nicht, dass ein Team von 65 Kumpeln in die Pike-River-Mine hinuntersteigt, um nach ihren Kollegen zu suchen.

Risiko einer zweiten Gasexplosion

Seit die Gasexplosion die abgelegene Mine nördlich von Greymouth erschütterte, wurde kein Lebenszeichen mehr von den Bergleuten empfangen. "Das Risiko einer zweiten Explosion ist real", sagte Knowles. Die Polizei werde nicht erlauben, dass andere Bergleute mit einer Rettungsaktion ihr Leben aufs Spiel setzten.

Der Chef der Pike-River Mine, Peter Whittall, zeigte Familienangehörigen eine 50 Sekunden dauernde Fernsehaufnahme der Explosion am Eingang des Stollens. Die Bilder, die erst später der Presse gezeigt werden sollen, ließen erkennen, dass die Explosion recht stark war und lange andauerte.

Roboter ausgefallen

Bürgermeister Tony Kokshoorn sagte, es sei ein schwerer Schlag gewesen, dass ein Spezialroboter der Armee, der Dienstag früh in den Zugangstunnel zum Stollen gefahren wurde, nach nur 500 Metern ausfiel. Er erlitt einen Wasserschaden. Wie Verteidigungsminister Wayne Mapp dem neuseeländischen Rundfunk sagte, ist das Gerät zwar auch für einen Einsatz im Regen konzipiert, in dem Stollen sei es aber in einen regelrechten "Wasserfall" geraten. "Mit dieser Menge Wasser hatten wir nicht gerechnet."

Ein zweiter Roboter sollte noch am Dienstag mit einem Hubschrauber aus Wellington zur Unglücksmine gebracht werden. Auch Roboter aus Australien und den USA wurden angefordert.

Besonders hartes Gestein

Auch beim Versuch, von der Oberfläche aus ein Loch in den Stollen zu bohren, der in rund 160 Metern Tiefe verläuft, hatte es Probleme gegeben. Wie Minenchef Whittall mitteilte, habe man es auf den letzten 20 Metern mit besonders hartem Gestein zu tun.

Ursprünglich sollte die Bohrung bereits am Montag den Unglücksstollen erreichen. Durch das Loch mit einem Durchmesser von rund 15 Zentimetern sollen Kameras und Mikrofone herabgelassen werden, um so nach Lebenszeichen suchen zu können. Außerdem erhofft man sich neue Erkenntnisse über die Konzentration giftiger und explosiver Gase in dem Stollen.

Nach Angaben von Polizeichef Gary Knowles handelt es sich nach wie vor um eine Rettungsaktion. "Mit der Zeit bereiten wir uns aber auf alle Optionen vor", sagte er. "Wenn eine dieser Optionen bedeutet, dass die Männer da unten nicht mehr am Leben sind, werden wir auch das einplanen." (APA)