Zeitreise mit ordentlicher Mechanik: Claudia Schächl, Birgit Schwamberger, Rudi Müllehner (v. li.).

Foto: bühne04

Linz - Im Herbst 1936 erlebte das Weltwirtschaftskrisen-Stück Der Lechner Edi schaut ins Paradies von Jura Soyfer seine Uraufführung, ein Jahr zuvor wurde der damalige Neubau der Linzer Tabakfabrik in Betrieb genommen. Dieser zeitlichen Verwandtschaft folgend führt die bühne04 nun Stück und Ort zusammen.

Die ehemalige Lösehalle gibt das Bühnenbild für die Inszenierung ab. Ein Prospekt mit architektonischer Tiefe, den man geschickt zu nutzen weiß. Roland Ploner nimmt nur geringfügige Adaptionen vor und stattet die Halle mit Paletten, Projektionsleinwand und einer fahrbaren Hebebühne aus.

Akustisch ist der Raum durchaus eine Herausforderung, der Nachhall gibt dem Stück aber zugleich einen besonderen Ton. Denn es ist die Leere der Arbeitslosigkeit, die den ausgesteuerten Edi (Rudi Müllehner) motiviert, seine Reise gegen den Fortschritt anzutreten.

Galilei, Kolumbus

Schuld seien die Arbeitsplätze fressenden Maschinen, die dem menschlichen Erfindergeist entspringen. Also wollen die unheilbringenden Entdecker aufgesucht werden: Galvani, Galilei, Kolumbus und weitere Forscher mehr. Eugen Victor skizziert die Größen der Geschichte durchwegs unterhaltsam, die Maschine Pepi (mechanisch: Birgit Schwamberger) fungiert als Zeitreisevehikel. Der bodenständige Edi und seine Freundin Fritzi (Claudia Schächl als vergnügtes Wiener Mädel) markieren auf dieser Reise gegen den Fortschritt den moralischen Souverän.

Selbstermächtigung lautet die Botschaft, die Soyfer seinem Protagonisten auf die proletarische Brust schreibt. Letztlich wird sie nicht gegen, sondern mit dem Fortschritt verbreitet werden.

Weniger nachdrücklich lässt Regisseurin Cornelia Metschitzer die zeitgenössischen Zutaten und Anspielungen wiedergeben. Deren Gültigkeit außerhalb der Zeit, die Anknüpfungspunkte an heutige Krisen klingen hier jenseits der Werkgrenzen nicht an. (Wolfgang Schmutz/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 11. 2010)