Der US-Amerikaner Louis Graham (hier stopft er sich gegen Traiskirchen ein) ist ein wichtiger Faktor im Spiel der Grazer, scort 16.6 Punkte und holt mehr als sieben Rebounds im Schnitt.

Foto: UBSC Graz/ZVG

Trainer Pit Stahl glaubt an Glanz und Glorie in Graz, aber auch an harte Arbeit: "Manche Sachen lassen sich nicht an einem Tag aufbauen."

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"Wir haben ein kleines Budget, spielen aber vorne mit. Das spricht eigentlich gegen die anderen", sagt Pit Stahl. Und wahrscheinlich hat der Headcoach von UBSC Graz mit den "anderen" auch Oberwart gemeint. Mit einem dreifach so hohen Etat ausgestattet, konnten die Burgenländer montags in Graz nicht gewinnen. 82:72 hieß es am Ende für die Heimischen, es war eine Show, die auch dem Pay-TV Sender Sky und somit dem Fernsehpublikum nicht entgangen ist. Graz klettert mit dem siebten Sieg in zehn Spielen auf Platz vier in der Tabelle der Admiral Basketball-Bundesliga (ABL), auf die Spitze fehlt nur mehr ein Euzerl. Den UBSC als das Team der Stunde in der ABL zu bezeichnen, ist keine maßlose Übertreibung. Stahl sieht nichts erreicht: "Unser Ziel sind die Playoffs, also Platz acht im Grunddurchgang. Dort sind wir noch lange nicht."

Wo Graz freilich schon ist: Im Cup-Final-Four. Nach einem Erfolg gegen Zweitligist Mattersburg im Viertelfinale spielt man erstmals in der Vereinsgeschichte um den Sieg im österreichischen Cup mit. Und dieser Event soll in der steirischen Landeshauptstadt, wo es sonst nur ums Kicken und Eishockey spielen geht, auf großer Bühne ausgetragen werden. Das wünscht sich Manager Michael Fuchs. "Wir bemühen uns, wollen in der Grazer Stadhalle spielen. Die Kosten von mindestens 14.000 Euro müssen aber von Sponsoren abgedeckt werden." Angedacht ist auch eine Kooperation mit Rivale und Final-Four Teilnehmer Fürstenfeld, "ich hatte bereits ein Gespräch mit Präsident Fischl, vielleicht kann man das Ganze gemeinsam finanzieren. Noch ist nichts fixiert", sagt Fuchs.

"Dazwischen gehe ich auch einmal essen"

Im Spiel am Parkett kann es schon quietschen, in Geldsachen bewegt sich der UBSC Graz auf leisen Sohlen. Mit 180.000 Euro hat man eines der kleinsten Budgets der Liga, wahrscheinlich sind nur Wiens Basketballverein BC Vienna und die Wörthersee Piraten ärmer. Wobei der Manager skeptisch ist: "Die Wiener haben diesen Eindruck bei den letzten Liga-Sitzungen nicht bestätigt, Klagenfurt ist durch den Verkauf von Mahalbasic an Fenerbahce auch ein Geld übrig geblieben." (Der zweifache MVP der U20-Europameisterschaften der Division B Rasid Mahalbasic wechselte zum türkischen Top-Klub Fenerbahçe Ülker, der Basketball-Abteilung des Istanbuler Großklubs, Anm.) Graz hat einen geringfügig Beschäftigten im Sekretariat, ansonsten wuseln ehrenamtliche Mitarbeiter durch Büros und Hallen. Manager Fuchs ist der Hansdampf in allen Gassen, hängt an seinen 12-stündigen Brotjob Tag für Tag noch ein paar Stunden für Vereinsarbeit dran. "Dazwischen gehe ich auch einmal essen."

Basketball und Graz, das war lange Zeit eine inexistente Beziehung. 1996 stand mit ABC Graz zuletzt eine Mannschaft im Cup-Halbfinale, der UBSC war vor 15 Jahren das letzte Mal erstklassig. Nach langem Nichts zeigt die Mannschaft heuer auf, der Nachwuchs ist brav, die Legionäre auch. Louis Graham scort und holt viele Rebounds, ist ein "absoluter Glücksgriff", der Slowene Miletic lenkt das Spiel und die Talente Schaal und Heuberger sind junge Helden für die Zukunft. Kein Vergleich zum derben Vorjahr, als man im Grunddurchgang aus 22 Spielen 22 Niederlagen holte. Man war die Lachnummer der Liga, der damalige Trainer Pure Radomirovic ist Geschichte. Fuchs: "Im Endeffekt heißt es: Schnaps ist Schnaps und Bier ist Bier. Wenn meine Firma irgendwas verbockt, muss ich dafür gerade stehen, kann nicht nachher irgendetwas daher erzählen. Am Ende haben wir nichts mehr miteinander geredet."

Spielerischer Aderlass

Pit Stahl hat mit sieben Siegen eher nichts verbockt. Der Deutsche, der als Basketballtrainer unter anderem in Fürstenfeld und Oberwart war, davor in Würzburg Mitte der 90er Jahre dem heutigen NBA-Star Dirk Nowitzki das Spielen beibrachte, sieht seinen Job in Graz nicht als Abstieg: "Ich bin bewusst hierhergekommen, weil ich sehe, dass man etwas aufbauen kann. In der Stadt gibt es ungefähr doppelt so viele Basketballvereine wie im ganzen Burgenland. Wenn man da auf einen Nenner kommt, dann wird in Zukunft kein Weg an Graz vorbeiführen." Sehr gute Spieler wurden immer wieder herausgebracht, blöd nur: Diese spielen nicht mehr in Graz. Talente wie Anton Maresch (Klosterneuburg), Moritz Lanegger (Kapfenberg) oder Bruder Alexander Lanegger sind gegangen oder haben aufgehört.

"Langfristig wird die Frage sein, wie stark der Verein wirtschaftlich werden kann, um Talente zu halten", sagt Manager Fuchs. Politische Unterstützung gibt es noch wenig, Trainer Pit Stahl gibt aber den Optimisten: "Es ist viel zu tun, bei Jugendförderung, Sponsoren, Infrastruktur. Ich bin sehr angetan von den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadt, unser Ziel ist es an die Spitze in Österreich zu gelangen und irgendwann Europacup zu spielen". Der Unterschied zu Fürstenfeld oder Oberwart? "Hier redet mir absolut niemand rein." (Florian Vetter, derStandard.at)