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Wider das Vergessen: Künftiges Krankenpflegepersonal auf den Spuren von NS-Widerstandskämpfern im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim

Foto: APA/Markus Rohrhofer

Linz - Unscheinbar steht die Metallkiste in einem Eck des hohen Raumes. Für Besucher auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar. Und doch birgt sie erschütternde Dokumente einer Zeit als das malerische Schloss Hartheim nahe Linz noch Tötungsanstalt der Nationalsozialisten war. Vorsichtig nimmt Irene Leitner, Leiterin des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim, die Würfel aus Plexiglas aus der Metallbox. Darin aufbewahrt sind eine Haarspange, eine Halskette, ein Häferl, ein Löffel - Fundstücke, die bei Renovierungsarbeiten im Schloss gefunden wurden. Und einst den Opfern der NS-Euthanasie gehörten. Von Mai 1940 bis Dezember 1944 wurden in Hartheim rund 30.000 Menschen ermordet.

Projekt "Berufsbild - Menschenbild"

Ab sofort sind diese Gegenstände aber nicht mehr nur erschütternde Zeitdokumente, sondern auch Teil eines neuen pädagogischen Programms der Gedenkstätte. "Das Projekt 'Berufsbild - Menschenbild' richtet sich an Lernende und Lehrende im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege. Anhand von fünf möglichen Modulen bieten wir Interessierten die Möglichkeit, Aspekte der Geschichte, der beruflichen Haltung und der Ethik zu thematisieren", erläutert Leitner.

Wahrnehmung bezüglich Nähe und Distanz

Die Fundstücke der NS-Opfer sind etwa Teil des Moduls "Nähe/Distanz". Zu Beginn untersuchen die Projektteilnehmer mit einer Lupe die Gegenstände. Leitner: "Anhand der originalen Fundstücke lässt sich vor dem geschichtlichen Hintergrund der NS-Euthanasie reflektieren, welche Bedingungen in der jeweiligen Betrachtung die eigene Wahrnehmung bezüglich Nähe und Distanz beeinflussen." Das Modul "Macht/Ohnmacht" beschäftigt sich hingegen mit Widerstands-Biografien, die wie Puzzleteile zusammengesetzt werden müssen. Jedes Modul ist für eine gut einstündige Lehreinheit konzipiert. Leitner: "Man meldet sich vorab bei uns an und bekommt dann nach Besuch der Gedenkausstellung die Materialien." (mro, DER STANDARD Printausgabe 24.11.2010)